Aloisiuskolleg in Bad Godesberg Ako-Rektor Siebner wird Chef der deutschen Jesuiten

Bonn · Pater Johannes Siebner ist für die nächsten sechs Jahre zum Provinzial ernannt worden. Wann er das Aloisiuskolleg verlässt, steht noch nicht fest.

 Pater Johannes Siebner am Aloisiuskolleg in Bad Godesberg

Pater Johannes Siebner am Aloisiuskolleg in Bad Godesberg

Foto: Presse Deutsche Jesuitenprovinz

Vor einem Jahr hatte der GA Pater Johannes Siebner, seit 2011 Rektor des Aloisiuskollegs (Ako), beste Chancen auf die Neubesetzung des „Chefpostens“ deutscher Jesuiten in München bescheinigt. Da war er gerade zu einem der wenigen Delegierten der Generalkongretation 2016 der Jesuiten in Rom gewählt worden. Am Montag wurde der 55-Jährige vom Generaloberen Arturo Sosa auf eben dieser Kongregation ab 2017 für eine Amtszeit von sechs Jahren zum deutschen Provinzial ernannt. Der genaue Beginn ist noch nicht geklärt. Vorerst bleibt Siebner noch am Ako. Den GA bat der Pater am Montag von Rom aus um Verständnis, dass er derzeit noch keine Stellungnahme abgebe.

Der gebürtige Berliner hat sich vor allem in der schwierigen Aufklärung und Aufarbeitung des jahrzehntelangen Machtmissbrauchs am Ako profiliert. Schule und Internat zeigten sich seit dem plötzlichen Rücktritt ihres Rektors Pater Theo Schneider im Februar 2010 tief in den bundesweiten Missbrauchsskandal verwickelt. Pater Siebner stellte sich öffentlich den Anliegen der Betroffenen.

„Die Zusammenarbeit ist nicht immer leicht gewesen“

2013 gab er bei Arnfried Bintig den Aufklärungsbericht über Grenzverletzungen auch im Ako-pro-Seminar in Auftrag. „Das Ako sieht sich in einer Verantwortungskontinuität für das Kolleg und auch im Bezug auf das Ako-pro“, so Siebner 2013 bei der Veröffentlichung. Seit 2014 arbeitet Siebner im Dialogkreis der Kollegsgemeinschaft mit dem Betroffenenverein Eckiger Tisch hart an Lösungen.

Vereinssprecher Heiko Schnitzler sagte dem GA gestern, Pater Siebner habe ausreichend Gelegenheit gehabt, das „Desaster kennenzulernen, das seine Vorgänger pädagogisch und finanziell im Ako angerichtet“ hätten. „Die Zusammenarbeit mit Siebner bei der Aufarbeitung am Ako ist seit 2011 nicht immer leicht gewesen, aber schließlich hat er sich auch Beiträge der Betroffenen zu eigen gemacht“, so Schnitzler. Der Eckige Tisch wünsche dem Pater für die Zukunft vor allem Sensibilität bei der Ordensleitung und im Umgang mit Betroffenen sexuellen Missbrauchs durch Jesuiten.

Die Deutsche Provinz der Jesuiten mit Sitz in München, zuständig auch für Schweden, zählt aktuell 346 Mitglieder. Schwerpunkte der Arbeit sind Hochschulen in Frankfurt, München und Uppsala, Gymnasien in Berlin, Bonn und St. Blasien sowie City-Seelsorgen. Der Orden unterhält einen Flüchtlingsdienst und weltweite Hilfsprojekte. Jesuiten engagieren sich zudem in der Exerzitienarbeit sowie in der Jugend- und Studentenseelsorge.

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