Hoher Sachschaden Aufräumen nach Hochhaus-Brand in Beuel

BEUEL · Nach dem Großbrand in Limperich sind die meisten Bewohner seit Montagmittag wieder in ihren Wohnungen. Den Schaden schätzen Experten auf etwa 500.000 Euro Schaden.

Großes Aufräumen in Limperich: Nach dem Brand am Sonntag in einem Hochhaus an der Rhenusallee kamen am Montag die Elektriker und Mitarbeiter einer Reinigungsfirma. Und auch die meisten Bewohner durften ab 12.30 Uhr wieder in ihre Wohnungen zurück.

Die Polizei hatte allerdings noch nicht das ganze Haus wieder freigegeben. Die elfte Etage, wo das Dach und eine Wohnung vom Feuer zerstört wurden, bleibt beschlagnahmt.

Wie am Montag berichtet, wurde am Sonntagmittag Stadtalarm ausgerufen, also alle verfügbaren Einsatzkräfte der Berufs- und freiwilligen Feuerwehr alarmiert.

300 Rettungskräfte waren im Einsatz. Um 14.16 Uhr traf die bei der RWE-Werksfeuerwehr angeforderte Teleskopmastbühne ein, um noch besser die Ausbreitung der Flammen zu verhindern, wie Feuerwehrsprecher Martin Haselbauer gestern sagte. Zwei Personen kamen mit Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus.

Gegen 23 Uhr am Sonntag endeten die Löscharbeiten, fast alle Einsatzkräfte waren dann entlassen. Es blieb nur ein Fahrzeug zur Brandwache, "damit Glutnester nicht unkontrolliert wieder aufflackern", so Haselbauer. Gestern Morgen wurden die letzten Schläuche aufgerollt, die Kripo übernahm.

"Wir ermitteln und gehen der Brandursache nach", sagte Monika Volkhausen, Sprecherin der Bonner Staatsanwaltschaft. "Wir haben einen Brandsachverständigen eingeschaltet." Der wird nun am Donnerstag erwartet, sagte Polizeisprecher Frank Piontek.

[kein Linktext vorhanden]Carsten Schneider, stellvertretender Chef der Bonner Feuerwehr, wies am Dienstag die Kritik einiger Anwohner zurück, die sich darüber beschwert hatten, dass das Gebäude nicht schnell und effizient evakuiert worden sei und die zum Teil selbst durch das Treppenhaus gelaufen waren, um Nachbarn zu warnen.

"Wenn die Feuerwehr vor Ort Menschen zunächst in ihren Wohnungen belässt, hat das einen Grund: Wie auch am Sonntag schätzen wir die Lage dann so ein, dass die Menschen in den Wohnungen sicherer sind als im Treppenhaus", sagte Schneider.

Schaden liegt bei circa einer halben Million Euro

Selbstverständlich seien zudem sofort Trupps durchs Treppenhaus geschickt worden, um die Bewohner zu informieren. Sich nicht an die Anweisung der Feuerwehr zu halten und sich auf eigene Faust durch ein brennendes Gebäude zu bewegen, könne Leben kosten, warnte er. Die Höhe des Schadens muss noch ermittelt werden. Detlef Eckert von der Vereinigten Bonner Wohnungsbau AG (Vebowag), der das Haus gehört, schätzt, dass er bei ungefähr einer halben Million Euro liegt.

[kein Linktext vorhanden]Löschwasser und Schaum standen am Montag im Erdgeschoss, was die Etage noch unbewohnbar machte. Das gilt auch für die beiden weiteren Wohnungen neben dem Brandherd im elften Stock. Eckert vermutet, dass aber auch dort die Möbel noch nutzbar seien. Alles sei noch recht glimpflich verlaufen. "Ich bin froh, dass alle überlebt haben."

Wer jetzt nicht wieder einziehen konnte, sei woanders untergekommen. Die Frau aus der ausgebrannten Wohnung sei noch im Krankenhaus. Bis der Aufzug wieder fährt, ist Treppensteigen angesagt. Am Mittwoch hat sich der Tüv angesagt, um den Lift zu überprüfen.

15 der 90 Bewohner hatten die Nacht auf Dienstag in der ehemaligen Pestalozzischule in der Bonner Innenstadt verbracht. Sie wurden von Mitarbeitern des Malteser-Hilfsdienstes betreut. Einige wurden am Dienstag von Verwandten abgeholt. Ein Ehepaar kam am Morgen zunächst nur zu Besuch in die Notunterkunft.

"Wir haben in unserer Wohnung keinen Platz, um drei weitere Menschen aufzunehmen", sagte der Mann dem General-Anzeiger. Die Eltern seiner Frau und deren Bruder befanden sich am Sonntag in ihrer Wohnung im elften Stock, als das Feuer nebenan ausbrach.

"Wer weiß, ob sie alleine dort rausgekommen wären"

"Gott sei dank war mein Bruder zu Hause", so die Frau. "Meine Eltern sind beide über 80. Wer weiß, ob sie alleine dort rausgekommen wären." Ihr Mann hofft, dass die Wohnung der Schwiegereltern noch zu retten ist. "Ich war heute dort und habe es mir von außen angeschaut: Die Vorhänge hängen noch in der Wohnung. Das muss doch ein gutes Zeichen sein." Die Schwiegereltern wohnten seit 26 Jahren in der Mietwohnung. Beide seien gesundheitlich angeschlagen.

Da die seit 2013 geschlossene Pestalozzischule als vorübergehende Notunterkunft für Flüchtlinge hergerichtet worden ist, standen dort Betten und Toiletten, auf dem Schulhof auch Duschcontainer bereit, so Marc Hoffmann vom städtischen Presseamt. Spätestens heute soll aber keiner mehr in der Schule übernachten müssen. Auch für jene, die noch nicht in ihre Wohnungen zurückkehren könnten, seien andere Unterkünfte gefunden worden.

Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und Kämmerer Ludger Sander, der zurzeit Personaldezernent Wolfgang Fuchs vertritt, haben am Dienstag den Einsatzkräften gedankt.

Fluchtwege in Hochhäusern

"Das Wichtigste ist die Menschenrettung", sagt Feuerwehrsprecher Martin Haselbauer. "Wenn unsere Drehleiter nicht ausreicht, sieht die Landesbauordnung einen weiteren Rettungsweg vor." Bei Hochhäusern gebe es besondere Vorkehrungen, damit Menschen bei Bränden ins Freie kommen. Zum Beispiel, wenn es sich beim Treppenhaus um einen sogenannten

Sicherheitstreppenraum handelt. "Da ist eine Ausbreitung von Rauch nicht möglich", sagt Haselbauer. So seien Treppenhäuser oft vor die Gebäude gesetzt und nur über kurze Laubengänge durchs Freie - wie im Bau aus den 70er Jahren an der Rhenusallee - zu erreichen. Es gebe aber auch Ventilatoren, um Überdruck zu erzeugen. So kann auch bei offenen Türen kein Rauch hinein.

Es gibt auch Hochhäuser mit zwei Treppenhäusern auf verschiedenen Gebäudeseiten. Eines ist in der Regel bei Bränden dann rauchfrei. Beim Brand am Sonntag wurden zuerst die Etagen acht bis elf geräumt, danach bis in den fünften Stock und der Rest.

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