Wohnhaus nicht einsturzgefährdet Mindestens zwölf Tote bei Londoner Hochhausbrand

London · Das Feuer war gewaltig, die Folgen sind dramatisch: Im Herzen von London brannte ein Hochhaus, lichterloh, den ganzen Tag. Zwölf Menschen starben in den Flammen. Immer noch werden Bewohner vermisst.

Bei einem gewaltigen Brand in einem Hochhaus im Zentrum Londons sind mindestens zwölf Menschen ums Leben gekommen. Dutzende weitere wurden verletzt. Die Zahl der Todesopfer dürfte nach Einschätzung von Scotland Yard vom Mittwochabend weiter steigen. Nach Angaben der Rettungskräfte wurden mindestens 79 Patienten in Kliniken behandelt, 18 von ihnen seien in einem kritischen Zustand. Die Ursache des Brands in dem 24-stöckigen Gebäude blieb zunächst unklar.

Die Polizei rechnete am Mittwochabend nicht mehr damit, weitere Überlebende in dem Gebäude zu finden. „Leider erwarte ich nicht, dass es noch mehr Überlebende geben wird“, sagte Stuart Cundy von der Londoner Polizei. Einige Menschen würden aber noch immer vermisst. Eine genaue Zahl nannte Cundy nicht.

Das abgebrannte Hochhaus in Londonist nach Angaben der Feuerwehr nicht einsturzgefährdet. Spezialisten hätten den Sozialbau untersucht und für sicher befunden, sagten die Brandschützer in der britischen Hauptstadt am Mittwoch. Es bestehe keine Gefahr für die Feuerwehrleute, die noch am Abend mit Löscharbeiten beschäftigt waren. Ein Sprecher hatte zuvor mitgeteilt, dass die Feuerwehr auch über Nacht im Einsatz bleibe.

Mehr als 200 Wehrleute im Einsatz

Das Feuer war in der Nacht zum Mittwoch ausgebrochen. Augenzeugen berichteten von Schreien. Menschen seien aus dem brennenden Gebäude gesprungen. Eltern warfen demnach in ihrer Verzweiflung Kinder aus dem brennenden Hochhaus. Eine Mutter habe ihren Säugling aus dem „neunten oder zehnten Stock“ geworfen, sagte eine Augenzeugin der britischen Nachrichtenagentur PA. Ein Mann habe den Säugling gefangen.

Großbrand in London
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Trümmerteile flogen aus dem Gebäude, wie ein dpa-Reporter berichtete. Hin und wieder knallte es in dem Gebäude. Die Polizei sperrte alle Wege weiträumig ab. Einwohner wurden gebeten, die Gegend nordwestlich vom Hyde Park zu meiden. Eine Schule in der Nähe des brennenden Gebäudes blieb geschlossen. Für Bewohner wurden Notfallzentren eingerichtet.

Der Rettungseinsatz wird nach Angaben der Polizei noch mehrere Tage dauern. „Wir bleiben hier, bis die Arbeit getan ist. (...) Wir planen über Nacht hierzubleiben“, sagte ein Sprecher der LondonerFeuerwehr am Mittwochabend. Der Brand sei noch nicht gelöscht.

Am frühen Morgen stand das Gebäude im Stadtteil Kensington noch lichterloh in Flammen. Trotz der Katastrophe blieb das Hochhaus bis zum Abend stabil genug, um darin nach eingeschlossenen Menschen zu suchen. Ein Experte überprüfe laufend die Statik des Grenfell Tower, sagte Londons Feuerwehrchefin Dany Cotton.

Menschen sprangen aus Gebäude

Die Feuerwehr teilte mit, dass 65 Menschen aus den Flammen gerettet worden seien. Die Brandschützer hätten inzwischen alle 24 Stockwerke des Gebäudes erreicht, sagte ein Sprecher am Abend. Medienberichten zufolge sollen sich bis zu 600 Menschen in dem Sozialbau befunden haben, als das Feuer ausbrach.

Das Gebäude wurde 1974 erbaut und war von 2014 bis 2016 saniert worden. In dem brennenden Hochhaus hatte es bereits Beschwerden über unzureichenden Brandschutz gegeben. Die Baufirma Rydon reagierte schockiert auf den Hochhausbrand. Sie war für die Sanierung zuständig. Alle erforderlichen Kontrollen, Bestimmungen im Brandschutz und die sonstigen Sicherheitsstandards seien eingehalten worden, teilte die Firma mit.

Die Einsatzkräfte waren nach eigenen Angaben innerhalb von sechs Minuten am Ort des Geschehens. Der erste Notruf sei um 00.54 Uhr (Ortszeit) eingegangen, hieß es in einem Statement der Feuerwehr. Die Crews arbeiteten „unter extrem schwierigen Bedingungen, um Menschen zu retten und den Großbrand unter Kontrolle zu bekommen“. Im Einsatz waren den Angaben nach 200 Feuerwehrkräfte und 40 Löschfahrzeuge.

Bürgermeister Sadiq Khan versprach umfassende Aufklärung. „Es wird im Laufe der nächsten Tage viele Fragen zur Ursache dieser Tragödie geben und ich möchte den Londonern versichern, dass wir dazu alle Antworten bekommen werden.“ Scotland Yard erklärte auf Anfrage, dass es sich bei der Brandursache nicht um einen Terroranschlag handele.

Die britische Premierministerin Theresa May zeigte sich nach eigenen Worten „tief betroffen von den tragischen Todesfällen“. Die Bundesregierung würdigte den Kampf der Rettungskräfte gegen die Flammen. „Es ist heroisch, wie die Feuerwehr gegen den Brand um das Leben der Menschen, die sich noch in dem Haus befinden, kämpft“, sagte eine Regierungssprecherin in Berlin.

Fernstraße gesperrt

Bei dem Feuer wurden auch mehrere Feuerwehrleute verletzt. Es handle sich aber um kleinere Verletzungen, sagte Feuerwehrchefin Cotton. Sie warnte davor, über die Ursache des verheerenden Brandes zu spekulieren. „Wir werden in den kommenden Stunden und Tagen sorgfältig nach dem Grund für dieses Feuer suchen und untersuchen, was passiert ist“, sagte sie. Zu diesem Zeitpunkt sei es aber falsch, über die Ursache zu spekulieren.

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