Schlosser, Schreiner und Dekorateure Diese Ausbildungsberufe gibt es in den Bonner Theaterwerkstätten

Jan Schulze ist Produktions- und Werkstättenleiter beim Theater Bonn. Im Interview erzählt von den vielfältigen Ausbildungsberufen und verrät, wo großer Nachwuchsmangel herrscht.

Jan Schulze (48) ist seit 2008 Produktions- und Werkstättenleiter beim Theater Bonn. Er betreut alle Produktionen in der Vorbereitungsphase, vor allem von der technischen Seite. Über die unterschiedlichen Ausbildungsmöglichkeiten in den Werkstätten sprach mit ihm Elena Sebening.

Wie lang dauert es vom ersten Kontakt bis zur Premiere eines Theater- oder Opernstücks?

Jan Schulze: Zwischen dem wirklich ersten Kontakt bis zur ersten Aufführung liegt meist rund ein Jahr. Für uns gibt es dazwischen aber wichtige Meilensteine wie die Modellabgabe oder die erste Bauprobe. Das Bühnenbild muss beispielsweise drei Wochen vor der Premiere fertig sein. Aber wir arbeiten auch eigentlich immer an mehreren Stücken parallel.

Was für Gewerke kommen denn hier auf dem Gelände zusammen?

Schulze: Auf dem rund 4300 Quadratmeter großen Gelände gibt es Bühnenmaler und Bühnenplastiker. Außerdem Schlosser, Schreiner und Dekorateure – und in all diesen Bereichen bilden wir auch aus.

Jedes Jahr?

Schulze: Jedes Jahr gibt es einen oder zwei neue Ausbildungsstellen, allerdings für alle Gewerke – da muss man sich dann abwechseln und rotieren.

Gibt es auch weniger beliebte Ausbildungsplätze?

Schulze: Bei den Schlossern ist es ein großes Problem geeigneten Nachwuchs zu finden. Aktuell haben wir dort keine Auszubildenden. Das ist wirklich schade, eigentlich ist das ein super Beruf und man könnte hier eine Menge lernen.

Aber was hält die jungen Menschen dann davon ab?

Schulze: Viele denken, es sei einfach nur laut, dreckig und schwer. Das schlechte Image eilt dem Beruf leider voraus. Dabei ist die Arbeit wirklich technisch anspruchsvoll und spannend.

Gibt es bestimmte Voraussetzungen?

Schulze: Die Auszubildenden sollten gewisse Grundkenntnisse mitbringen. Man braucht zum Beispiel handwerkliche Fähigkeiten und mathematisches Verständnis. In der Ausbildung lernt man viele praktische Fähigkeiten wie schweißen. Die Auszubildenden können mithelfen, Bühnenzauber zu kreieren. Schade ist, dass der Zuschauer die Arbeit dahinter oft nicht wahrnimmt, weil die Metallkonstruktionen eher das Fundament bilden und nicht direkt sichtbar sind.

Welchen Reiz hätte denn die Ausbildung zum Schlosser hier?

Schulze: Bei uns werden keine Sachen am Fließband produziert sondern besondere und oft aufwendige Dinge gebaut. Vieles geht schon eher Richtung Maschinenbau.

Warum finden Sie es so wichtig, trotz schlechter Übernahmechancen weiterhin auszubilden?

Schulze: Im Handwerk herrscht großer Fachkräftemangel und wir bilden bis auf die Plastiker und Maler nicht theaterspezifisch aus. Eine abgeschlossene Schlosser-, Schreiner oder Dekorateurausbildung ist gleichwertig mit der in anderen Handwerkshäusern und eher noch abwechslungsreicher.

Haben die Auszubildenden denn untereinander auch Kontakt?

Schulze: Ja, die tauschen sich natürlich aus und arbeiten an gleichen Projekten, wenn auch in anderen Arbeitsprozessen. Aber Unsere Azubimentorin Bettina von Keitz besucht mit den Auszubildenden regelmäßig die Endproben.

Warum ist das ein besonderes Event?

Schulze: Da sehen die Auszubildenden dann meist zum ersten Mal, wie ihre Arbeiten auf der Bühne wirklich wirken. Das ist allgemein das tolle hier an den Berufen: Wir arbeiten künstlerisch und mit vielen Menschen. Außerdem sieht man dank der relativ kurzen Zyklen immer schnell Resultate und neue Herausforderungen.

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