Flüchtlinge sind willkommen Unternehmer stellt Gelände in Hersel zur Verfügung

BORNHEIM-HERSEL · Keine Sekunde hat Lutz Irgel gezögert, um Menschen in Not zu helfen. 1000 Quadratmeter stellt der Inhaber der Firma Collo, die Reinigungs- und Pflegemittel herstellt, auf dem Firmengelände an der Simon-Arzt-Straße in Hersel zur Verfügung. Ab Mai sollen dort 20 Flüchtlinge in einem Wohncontainer untergebracht werden.

Wie berichtet, sollen sowohl in Bornheim als auch in Hersel kurzfristig Unterkünfte für Flüchtlinge geschaffen werden. In Hersel war zunächst eine 450 Quadratmeter große Fläche an der Ecke Gillesweg/Domhofstraße vorgesehen gewesen. Verschiedene Bürger um Anwohner Andreas Brünjes hatten die Stelle aber unter anderem aufgrund der Enge und mangelnder Bewegungsfreiheit als nicht geeignet erachtet, eine Unterschriftenaktion ins Leben gerufen, um "einen Ort für eine menschenwürdige Unterbringung - idealerweise ein Haus oder Wohnungen" zu finden, und Alternativen vorgeschlagen. Dazu gehört auch das Firmengelände von Collo.

"Herr Brünjes aus Hersel rief mich an, und zwei Stunden später saß er bei mir", berichtet Lutz Irgel. Wiederum einen Tag später habe er sich bei der Stadt gemeldet, um sein Grundstück anzubieten. Nach Bodenproben und Vermessungen habe es dann grünes Licht gegeben. Eigentlich habe er auf dem Gelände expandieren wolle. "Aber das stellen wir jetzt hinten an", so Irgel.

Sein Engagement begründet der 79-Jährige mit seiner eigenen Biografie. 1943 sei er als Achtjähriger mit seiner Familie in Berlin während des Krieges ausgebombt worden. "Dann begann eine Odyssee durch das sogenannte Deutsche Reich." Acht verschiedene Schulen habe er besucht. In Wittenberg seien seine Eltern 1949 dann enteignet worden. Per Flugzeug gelangte die Familie anschließend in den "goldenen Westen" und über viele Stationen ins Rheinland. "Wir sind überall willkommen aufgenommen worden. Auch die Flüchtlinge sollen das Gefühl haben, willkommen zu sein", sagt Irgel, der mit seiner Frau 1968 als Prinz und Bonna die Bonner Jecken regierte. Dank für sein Engagement gab es am Donnerstag von der CDU. Es sei sehr wichtig, die Menschen willkommen zu heißen, sagte die Landtagsabgeordnete Ilka von Boeselager bei einem Ortstermin. Auch regte sie Patenschaften für die Flüchtlinge an.

Um die Frage, wie man Flüchtlinge sinnvoll helfen kann, ging es am Donnerstagabend auch im evangelischen Gemeindezentrum in Hersel. Um sich zu informieren und eine koordinierte Hilfe auf den Weg zu bringen, hatten sich mehr als 60 Bürger eingefunden.

"Das Treffen geht auf eine Initiative zurück, die auf einer Bürgerversammlung zum Thema Übergangswohnheim angeregt wurde", erklärte Pfarrer Tobias Kriener, der die Veranstaltung moderierte. "Sowohl die evangelische als auch die katholische Kirche unterstützen das Vorhaben, ein ehrenamtliches Hilfsangebot zu schaffen." Die Organisation solle jedoch aus dem Kreis der Hilfswilligen selbst erfolgen. Sechs Teilnehmer erklärten sich bereit, Einsatzbereiche sowie Qualifikationen von interessierten Helfern zu erfassen und zu weiteren Treffen einzuladen.

Die Koordination des ehrenamtlichen Angebots soll ab Februar ein Sozialarbeiter der Caritas übernehmen. So können die Bedürfnisse der Flüchtlinge auch mit dem Angebot der Gruppen aus anderen Bornheimer Ortschaften (siehe Kasten) abgestimmt werden. Der weitaus größte Teil der rund 160 Asylsuchenden, die bereits in Bornheim sind, ist älter als 25 Jahre alt. Hier ist vor allem Hilfe bei Behördengängen und im sprachlichen Bereich gefragt. Hinzu kommen 23 Mädchen und Jungen im Kindergarten- und Grundschulalter. Sieben Kinder können die Sekundarstufe I einer weiterführenden Schule besuchen.

Lobend erwähnte Bornheims Sozialdezernent Markus Schnapka auf der Versammlung den Einsatz der Herseler bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück für das geplante Übergangsheim - eben das Gebiet auf dem Collo-Gelände.

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