Anwohner in Merten wehren sich Widerstand gegen neues Baugebiet

BORNHEIM-MERTEN · Das Schild vor der Hecke an der Bonn-Brühler-Straße ist nicht zu übersehen: "Stop Baugebiet Me 16 Mertener Mühle" steht darauf. Und: "Bürger wehren sich!" Aufgestellt hat es Anwohner Peter Schumacher.

"Es ist eine Frechheit. Die Stadt soll registrieren, dass es Menschen gibt, die gegen das Baugebiet sind", sagt er sichtlich wütend. Veronika Marten-Blesius, die wenige Meter entfernt an der Schubertstraße wohnt, stimmt ihm zu. "Es ist nicht zu fassen, was sich die Stadt im Umgang mit den Bürgern herausnimmt", sagt sie.

Wie berichtet, plant die Stadt Bornheim mit dem Bebauungsplan Me 16 "Mertener Mühle" auf einer Fläche zwischen Beethoven-, Bonn-Brühler-, Schubert- und Offenbachstraße Wohnraum für rund 300 Menschen zu schaffen. Geht es nach Marten-Blesius, Schumacher und anderen Anliegern, soll dies aber nicht umgesetzt werden.

Knapp 100 Unterschriften wurden bereits gegen das Bauvorhaben gesammelt. "Es werden aber noch weitere dazukommen", ist sich Marten-Blesius sicher. Sowohl sie als auch Schumacher besitzen Grundstücke, die die Stadt zur Erschließung des Baugebietes haben will. Verkaufen wollen aber beide nicht.

Als Gründe gegen Me 16 führen sie verschiedene Aspekte an. Darunter der befürchtete jahrelange Baulärm und die Frage der Entwässerung. "Wenn es regnet, wirkt die Fläche bisher wie ein Schwamm", sagt Schumacher. Wenn sie allerdings versiegelt werde und die Auffangbecken voll seien, fließe alles in den auf dem Gebiet verlaufenden Mühlenbach. "Das wird der Bach aber nicht packen", meint Schumacher, der an der Stelle wohnt, an welcher der Mühlenbach in ein Rohr geleitet wird.

Apropos Mühlenbach: Die geplante Renaturierung habe nichts mit Umweltschutz zu tun, findet Marten-Blesius. Vielmehr sei es ein "Alibi" für notwendige Ausgleichsflächen. Das geplante Neubaugebiet sei ein "Raubbau an der Natur". Deshalb wolle sie das Grundstück am Bach, an dem sie mittels einer Erbengemeinschaft beteiligt ist, auch nicht verkaufen.

Besonders groß wird die Wut, wenn es um die Verkehrserschließung geht. Laut Bebauungsplan soll die Ein- und Ausfahrt zu dem Wohngebiet unter anderem über Flächen an der Bonn-Brühler-Straße und an der Offenbachstraße erfolgen. Jedoch: "Wir wollen nicht verkaufen", sagt Schumacher, der Eigentümer des besagten Areals an der Bonn-Brühler-Straße ist. Auch wisse er, dass der Besitzer der Fläche an der Offenbachstraße ebenso wenig verkaufen wolle.

Laut Bebauungsplan soll die Zufahrt von der Bonn-Brühler-Straße direkt neben dem Anbau des Hauses von Schumacher verlaufen, in dem seine Partnerin Maria Wilhelm eine logopädische Praxis betreibt. Sollte die Straße kommen, wären Stimmtherapien im Garten nicht mehr möglich, so Schumacher.

Wie er weiter ausführt, habe einst die katholische Kirche, die dort auch ein Grundstück besitze, mit einem Investor die Entwicklung des Baugebiets vorangetrieben. Zwischenzeitlich sei dieser aber abgesprungen. Die Sache schien auf Eis gelegt. "Als ich dann aber den Bau einer Doppelgarage beantragen wollte, bin ich wohl in ein Wespennest gestoßen", sagt Schumacher.

Erst sei eine Ablehnung gekommen, dann eine Veränderungssperre für den Bereich. Ende 2014 habe die Stadt ihm dann ein Angebot für die Fläche gemacht, das er aber ausgeschlagen habe. Es gehe ihm nicht um einen besseren Preis, betont er. Er wolle nicht verkaufen. Was ihm dabei besonders sauer aufstößt: In Gesprächen mit der Stadtverwaltung sei von einer möglichen Enteignung gesprochen worden. Schumacher: "Ich fühle mich genötigt und bedroht."

Der Bebauungsplan Me 16 ist Thema einer Einwohnerversammlung am Donnerstag, 12. März, in der Mertener Franziskusschule, Beethovenstraße 57. Beginn ist um 18.30 Uhr.

Stadt Bornheim sieht Abwägungsprozess von Interessenlagen

Wie Bornheims Bürgermeister Wolfgang Henseler auf GA-Anfrage sagte, könne er die Interessen der Anwohner nachvollziehen. Allerdings müsse es bei jedem Planungsvorhaben einen Abwägungsprozess zwischen den verschiedenen Interessen geben. In der Stadt gebe es einen hohen Bedarf an Wohnraum. "Wir müssen neue Wohngebiete entwickeln, und das hier ist eine optimale Fläche", so Henseler weiter.

Zugleich führt Henseler aus: "Jeder hat die Möglichkeit, Beschwerden und Anregungen vorzutragen." Das würde protokolliert und fließe ins weitere Verfahren ein. In der Frage, welche Grundstücke zur Verkehrserschließung benötigt werden, setzt er auf ein Verfahren, in dem miteinander eine Lösung gefunden wird. Dafür gebe es Umlegeverfahren. "Die Enteignung ist der allerletzte Schritt", sagt Henseler. "Allerdings sind wir in der Stadt Bornheim bisher mehr als zurückhaltend gewesen."

Zur Frage der Verkehrserschließung des Baugebiets verweist Henseler auf die Problematik, dass der Bereich weitgehend von Häusern umschlossen ist. Das Grundstück von Peter Schumacher habe den Vorteil, dass daneben bereits eine enge Straße im städtischen Besitz verlaufe.

Laut Henseler gehe man aktuell aber auch der Möglichkeit einer anderen Verkehrserschließung aufgrund von Hinweisen aus der Bevölkerung nach. "Wir sind noch ganz früh im Verfahren", so der Bürgermeister. Darüber hinaus gebe es unter den Besitzern der Grundstücke im Baugebiet auch Eigentümer, die die Fläche gerne entwickeln möchten.

Wichtig sei nun die Bereitschaft aller Beteiligen, miteinander zu sprechen, sagt Henseler - etwa bei der Einwohnerversammlung am kommenden Donnerstag.

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