Revolutionärer Plan Chinas Olympia-Team soll in der Regionalliga spielen

Frankfurt/Main · Deutschland fördert seit Jahren die Entwicklung des chinesischen Fußballs. Erst vor gut einem halben Jahr wurde eine neue Kooperationsvereinbarung geschlossen. Ein revolutionärer Plan soll diese nun mit Leben erfüllen.

 Chinas stellvertretender Bildungsminister Hao Ping und Reinhard Grindel einigten sich auf eine Zusammenarbeit.

Chinas stellvertretender Bildungsminister Hao Ping und Reinhard Grindel einigten sich auf eine Zusammenarbeit.

Foto: Rainer Jensen

Kölns Torjäger Anthony Modeste steht vor einem Wechsel in die chinesische Profiliga. Borussia Dortmund, Schalke 04 und Bayern München reisen im Sommer zu Testspielen ins Reich der Mitte, wo der Rekordmeister auch längst eine Dependance eröffnet hat. Für die Bundesligaclubs ist China seit geraumer Zeit ein interessanter Wachstumsmarkt.

Doch nun wird die im vergangenen November vertraglich fixierte Kooperation zwischen Weltmeister Deutschland und dem Fußball-Entwicklungsland auf eine völlig neue Stufe gehoben. Von der kommenden Saison an soll die U20-Auswahl Chinas in der Regionalliga Südwest kicken, um so Spielpraxis für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio zu sammeln.

Der revolutionäre Plan ist bei den 19 Vereinen aus Hessen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland wohlwollend aufgenommen worden. "Sie stehen der Idee positiv gegenüber", sagte DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann dem "Kicker". Nicht zuletzt auch dank eines finanziellen Anreizes, denn für die zwei zusätzlichen Saisonpartien an den spielfreien Wochenenden gibt es vom chinesischen Verband für jeden Club 15 000 Euro.

"Demnächst tagen die Manager, dann muss eine endgültige Entscheidung fallen. Denn dort wird auch der Spielplan fix gemacht", erklärte Zimmermann, der auch Vorsitzender der Gesellschafterversammlung ist. Felix Wiedemann, Geschäftsführer der Südwest-Regionalliga, geht von einem klaren Votum aus. "Alle 19 Clubs der Liga haben ihre Zustimmung signalisiert, dass die Chinesen mitspielen", sagte er der "Bild"-Zeitung (Donnerstag). "Ich sehe deshalb das Projekt auf sehr gutem Weg."

Schon seit vielen Jahren unterstützt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die Entwicklung im bevölkerungsreichsten Land der Erde, in dem es bei 1,3 Milliarden Menschen gerade einmal rund 10 000 aktive Kicker gibt. Es mangelt an Fußballplätzen, Nachwuchsligen gibt es überhaupt nicht. Die bislang einmalige Aktion bietet dem chinesischen Perspektivteam nun die Möglichkeit, sich gezielt auf Olympia vorbereiten zu können. Die Mannschaft wird wahrscheinlich für ein Jahr in St. Leon-Rot bei Heidelberg ihr Quartier aufschlagen.

Der ehemalige Bundesligatrainer Klaus Schlappner, der zu Beginn der 90er Jahre Chinas Nationalmannschaft betreute und lange als technischer Berater des Verbandes tätig war, bot umgehend seine Unterstützung an. "Ich werde dem Team bestimmt helfend zur Seite stehen", sagte der 77-Jährige dem "Mannheimer Morgen".

Auch die Regionalliga-Vereine freuen sich auf die ungewöhnlichen Gäste. "Ich sehe bei einem Spiel gegen eine chinesische Mannschaft gute Vermarktungsmöglichkeiten", sagte Christopher Fiori, Geschäftsführer der Kickers Offenbach, dem "Kicker". Und sein Amtskollege von den Stuttgarter Kickers, Marc-Nicolai Pfeifer, betonte in der "Bild"-Zeitung: "Eine großartige Idee. Wir freuen uns schon heute auf die beiden Heimspiele, rollen dem chinesischen Olympiateam den roten Teppich aus."

Es gab aber auch Spott für den DFB. So twitterte Rot-Weiß Oberhausen einen fiktiven Maßnahmenkatalog, in dem es unter anderem heißt: "Der Meister der Regionalligen muss nicht mehr in die Relegation! Ab sofort wird per Glückskeks entschieden, wer aufsteigt." Allerdings spielen die Chinesen außer Konkurrenz.

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