Hospiz in Schweinheim Johanniter-Hospiz am Waldkrankenhaus fehlt es an Spenden

Schweinheim · Die Zuwendungen für das Johanniter-Hospiz am Waldkrankenhaus in Schweinheim sind um 95 Prozent zurückgegangen. Der Grund dafür sind Auswirkungen der Corona-Pandemie.

 Hospizleiterin Marita Haupt zeigt gemeinsam mit Peter Schneemelcher, Vorsitzender des Hospizvereins, ein renoviertes Zimmer.

Hospizleiterin Marita Haupt zeigt gemeinsam mit Peter Schneemelcher, Vorsitzender des Hospizvereins, ein renoviertes Zimmer.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Einschränkungen im Zuge der Corona-Krise haben in vielen Bereichen tiefe Spuren hinterlassen, noch bevor die Pandemie vorbei ist. So auch im Hospiz am Waldkrankenhaus. Nicht nur, dass dort die Gäste vor allem psychisch massiv betroffen waren – unter anderem wegen der temporären Besuchseinschränkungen. Auch die Spendenbereitschaft ist so gravierend zurückgegangen, dass nicht genau klar ist, wie es weitergehen soll.

Es gebe zwar weiterhin kreative Gesten und Angebote, stellt Hospizleiterin Marita Haupt fest. Aber: „Die Spenden sind komplett weggebrochen.“ Um 95 Prozent. Soll heißen: Lediglich fünf Prozent der Zuwendungen, die die Einrichtung normalerweise erhält, kommen derzeit im Hospiz an. Diese stammen ausschließlich von Angehörigen der Hospizgäste, berichtet die Leiterin. Denn weil der Aufenthalt kostenlos ist, „bedanken sich die Familien so“.

Der Bedarf an Hospizplätzen ist groß. Zehn Gäste leben in der Einrichtung, die in diesem Jahr ihren 15. Geburtstag feiert. 190 weitere stehen auf der Warteliste. „Das ist unerträglich“, sagt Haupt. Es habe wegen Corona einen Ansturm auf die Hospize gegeben, „weil wir offenere Besuchsmöglichkeiten hatten“. Der Bedarf sei aber nicht zu decken. „Da haben wir keine Chance.“

 Hospiz am Waldkrankenhaus

Hospiz am Waldkrankenhaus

Foto: Benjamin Westhoff

Seit Januar gehen die Spenden sukzessive zurück, so Haupt. Es gebe zwar Kooperationen mit Unternehmen wie DHL. Auch Haribo und Granini blieben an Bord, weitere Firmen habe man angeschrieben. Und auch die Stadt Bonn komme als Unterstützer infrage. „Die meisten Spenden bekommen wir aber von Privatleuten“, sagt Haupt. Sie vermutet, Grund für den massiven Spendeneinbruch sei die wirtschaftlich angespannte Lage vieler durch die Pandemie oder damit verbundene Unsicherheiten.

Offiziell muss das Hospiz fünf Prozent seines Bedarfs über Spenden finanzieren, „in Wahrheit aber ist es deutlich mehr“, sagt Haupt. Klangschalen oder Multifunktionsrollstühle werden von den Zuwendungen angeschafft, genau wie eine mobile Küche, eine Musiktherapeutin wird damit ebenso beschäftigt. „Allein für den normalen Unterhalt brauchen wir jährlich mindestens 100 000 Euro“, erklärt die Hospizleiterin.Hinzu kommt die Renovierung der Gästezimmer, die vor einigen Monaten gestartet wurde. Acht der zehn Zimmer sind bereits fertig, haben einen neuen Anstrich, neue Böden, eine neue Terrassenfassade und neue Beleuchtung bekommen. Auch die Möbel wurden und werden ausgetauscht, im Herbst kommen Niedrigflurbetten mit Alarm und Seitenrollschutz hinzu. Auch die Renovierung will bezahlt sein: 25.000 Euro fallen pro Zimmer an, so Haupt.

Doch das Team ist nicht allein in schweren Zeiten. Unterstützung in allen Belangen kommt vom Hospizverein um seinen Vorsitzenden Peter Schneemelcher. Zum einen finanziell, unter anderem bei der Renovierung der Zimmer. Zum anderen begleiten Mitglieder die schwerstkranken Gäste im Hospiz, unterstützen und beraten sie und Angehörig. Und schaffen die Voraussetzungen, „die ein würdevolles und selbstbestimmtes Leben bis zuletzt ermöglichen“ – zu Hause, im Hospiz oder in anderen Einrichtungen.

Neben dem (ehrenamtlichen) Vorstand sind vier hauptamtliche Koordinatoren im Verein aktiv, hinzu kommen rund 60 geschulte, ehrenamtliche Helfer, die allerdings coronabedingt das Hospiz eine Zeitlang nicht besuchen durften. Doch die Durststrecke hat nun ein Ende. Die Vorbereitungskurse für die Hospizbegleiter laufen wieder an, auch mit Blick auf die Besuche „geht es langsam wieder los“, sagt Schneemelcher. Theoretisch dürfen die Helfer nun mit Schutzanzügen, Masken und Co. wieder zu den Gäste gehen und sie begleiten, „aber es ist nach wie vor schwierig, weil die Familien auch Angst haben“, beschreibt der Vorsitzende.

Verständlich, meint Schneemelcher. Gleichzeitig aber ist er zuversichtlich, dass sich die Situation nach und nach auch mit Blick auf die Corona-Pandemie verbessern wird. Und die ehrenamtlichen Helfer wieder voll im Hospiz eingesetzt werden können.

Das Johanniter-Hospiz befindet sich an der Waldstraße 73 am Waldkrankenhaus. Kontakt: ☎ 0228/38 31 39.

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