Abholsystem in Bonn Sperrmüll auf Abruf soll ausgeweitet werden

Bonn · Das System, Sperrmüll in Bonn nicht mehr an festen Terminen, sondern auf Abruf abzuholen, stößt laut Umfrage auf positive Resonanz. Bonnorange schlägt daher eine stadtweite Ausweitung vor.

 Nicht mehr an festen Terminen, sondern nur noch auf Abruf will Bonnorange nach Ablauf des Pilotprojekts den Sperrmüll in ganz Bonn abholen. Das letzte Wort hat allerdings die Politik. (Archivfoto)

Nicht mehr an festen Terminen, sondern nur noch auf Abruf will Bonnorange nach Ablauf des Pilotprojekts den Sperrmüll in ganz Bonn abholen. Das letzte Wort hat allerdings die Politik. (Archivfoto)

Foto: Benjamin Westhoff

Sperrmüll auf Abruf: Im Rhein-Sieg-Kreis gibt es das System bereits seit fast 20 Jahren. In Bonn wird es seit anderthalb Jahren als Pilotprojekt in 20 Prozent aller Haushalte in verschiedenen Stadtteilen getestet. Bonnorange schlägt nun in einem Beschlussvorschlag für die nächste Sitzung des Verwaltungsrates vor, ab 2021 im ganzen Stadtgebiet den Sperrmüll nur noch auf Abruf entsorgen zu lassen - und zwar auf Dauer.

Hintergrund für das Pilotprojekt waren immer wieder kritische Stimmen zum bisherigen Modell, bei dem der Sperrmüll vier Mal im Jahr zu einem festen Termin in den jeweiligen Stadtteilen herausgestellt und von Bonnorange abgeholt wird. Der Sperrmüllkalender ist öffentlich einsehbar. Über die Jahrzehnte hinweg entstand so ein regelrechter Sperrmülltourismus. Mit den Folgen, dass mancherorts der Sperrmüll völlig durcheinandergewühlt und über die Straße verstreut liegen bleibt. Zudem klagen Anwohner zunehmend über die vielen Transporter, die an Sperrmülltagen durch die Straßen fahren und durch Abgase die Luft verpesten würden.

Sperrmüll sorgt für höhere Personalkosten

Im Sommer dieses Jahres hat Bonnorange in den Pilotbezirken repräsentativ Kunden zu den Erfahrungen mit dem neuen System befragt. "Von den Haushalten in den Pilotbezirken, die bereits den Sperrmüll auf Abruf in Anspruch nehmen, äußerten sich 52 Prozent sehr zufrieden und 29 Prozent eher zufrieden", geht aus der Vorlage hervor. Hinsichtlich der Zuverlässigkeit der Abfuhren seien 84 Prozent sehr zufrieden und 15 Prozent eher zufrieden. Mit den jeweils angebotenen Abfuhrterminen seien beinahe alle Kunden zufrieden gewesen, ein ähnliches Bild ergab die Umfrage zur Sauberkeit nach der Abfuhr. Bonnorange: "Insgesamt kann daher von einer breiten Zustimmung zu diesem System gesprochen werden."

Gesunken sei in den Pilotbezirken zudem der Anteil des Sperrmülls an der Gesamtmüllmenge. So betrug er im Schnitt vor der Umstellung in den vergangenen drei Jahren 21,7 Prozent; jetzt liege er bei 17,2 Prozent. Allerdings bestehe beim Thema Wiederverwertung in Bonn noch hoher Aufklärungsbedarf, heißt es in der Vorlage. Unterm Strich entstehen Bonnorange zufolge beim Sperrmüll auf Abruf höhere Personalkosten - derzeit von rund 85 000 Euro. Andererseits führe diese Art des Sammelns tatsächlich dazu, dass nach der Abfuhr ein wesentlich saubereres Stadtbild vorzufinden sei. Und genau das sei eines der Ziele gewesen, so Bonnorange.

Inwieweit die Mitglieder des Verwaltungsrates der Beschlussvorlage in der Sitzung am 8. November folgen werden, ist noch offen. "Eine Koalitionsmeinung zum Sperrmüll auf Abruf gibt es derzeit nicht", teilte CDU-Ratsherr Christian Gold auf GA-Nachfrage mit. Aus CDU-Sicht sei das Pilotprojekt jedoch erfolgreich. "Sperrmüll auf Abruf ist der richtige Weg", so Gold.

Ähnlich äußert sich FDP-Fraktionsvorsitzender Werner Hümmrich. Er sehe inzwischen eher eine Tendenz zum Sperrmüll auf Abruf. "Der Mülltourismus und die leider zunehmende Vermüllung in den Abholgebieten fordern ein Umdenken beim bisherigen Verfahren", sagte er.

Grüne sehen Diskussionsbedarf

Für die Grünen besteht noch Diskussionsbedarf. Sophie Goebel von der Fraktionsgeschäftsstelle machte allerdings deutlich, dass ihre Fraktion nach wie vor eher zum etablierten Abholsystem tendiere. "Damit entsteht die Möglichkeit für Menschen, sich brauchbare Dinge mit nach Hause zu nehmen und weiter zu nutzen."

Stephan Eickschen, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion, weist daraufhin, dass letztlich der Stadtrat eine Entscheidung fällen müsse, nicht der Verwaltungsrat. "Letzterer kann höchstens eine Empfehlung an die Ratsgremien aussprechen." Aus rein praktischen Gründen sei es aber sinnvoll, bis zur Entscheidungsfindung im Rat das Pilotprojekt fortzuführen. "Ob wir den Systemwechsel unterstützen, können wir erst sagen, nachdem wir die Evaluationsergebnisse in der Fraktion abschließend bewertet haben."

Hanno von Raußendorf, Mitglied der Linksfraktion, kritisiert den Sperrmüll auf Abruf: "Diese Form des Recyclings wird durch Abfuhr auf Abruf größtenteils unterbunden, daher ist die Umstellung unsozial und unökologisch." BBB-Vorsitzender Marcel Schmitt sagte, seine Fraktion sei nicht zuletzt wegen des zweifellos höheren Personaleinsatzes gegen die generelle Umstellung auf Sperrmüll auf Abruf.

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