Pflegekräfte in Bonn infiziert Altenheime fühlen sich gut auf Coronavirus vorbereitet

Bonn · Erstmals ist in Bonner Seniorenheimen das Coronavirus festgestellt worden. Zwei Pflegekräfte haben sich mit dem neuartigen Virus infiziert. Die Einrichtungen sehen sich aber für die Pandemie gewappnet.

 Das Coronavirus hat zwei Pflegeheime in Bonn erreicht.

Das Coronavirus hat zwei Pflegeheime in Bonn erreicht.

Foto: dpa/Oliver Berg

Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Fälle von Corona auch in Bonner Pflegeheimen auftreten würden. Am Montagnachmittag gab die Stadt Bonn bekannt, dass sich zwei Pflegepersonen mit Corona infiziert haben. Nicht erst jetzt stand die Frage im Raum: Wie gut sind die Altenheime vorbereitet?

„Die Beschäftigten, Angehörigen sowie die Bewohnerinnen und Bewohner wurden umfänglich über die kritische Sachlage, die Einschränkungen und die notwendigen Hygienemaßnahmen informiert“, antwortet Marc Biedinger, Betriebsleiter der Seniorenzentren der Stadt Bonn, auf Anfrage des GA. In kontinuierlicher und enger Abstimmung mit den maßgeblichen Behörden wie dem städtischen Gesundheitsamt, der WTG-Behörde und dem Bonner Krisenstab sehen sich die Seniorenzentren gut vorbereitet, so Biedinger. Die Vorräte an Schutzmaterial seien nach derzeitiger Einschätzung auskömmlich.

Der Bestand solle aber auch „im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten am Markt“ aufgestockt werden. Des Weiteren seien Pandemiepläne erstellt worden, für den Fall, dass sich Bewohner oder Mitarbeiter mit dem Virus infizieren sollten. Aktuell gebe es aber „weder in der Bewohnerschaft noch bei den Beschäftigten der städtischen Seniorenzentren eine Infizierung oder einen Verdachtsfall“.

In Zeiten des Besuchsverbots sind die Heimbewohner auf eine gute Betreuung angewiesen. „Die psychosoziale Begleitung und Angebote der umfangreichen sozialen Dienste der Einrichtungen leisten in dieser Zeit mehr denn je einen wertvollen Ausgleich für externe Besuche, soweit dies möglich ist“, so Biedinger.

In der Nova Vita Residenz Im Leoninum sei man gut vorbereitet. „Wir haben sehr strenge Hygienevorschriften“, sagt Geschäftsführer Uwe Lüdemann. Darüber hinaus würden die Mitarbeiter im Betreuten Wohnen wie im vollstationären Bereich Mundschutz tragen. Die Darstellung eines Besuchers, der sich an den GA gewandt hatte, da die Pfleger in der dortigen ambulanten Pflege keine Handschuhe und Mundschutz trügen, wies Lüdemann zurück.

Ebenfalls die Alloheim Seniorenresidenz in Dottendorf sieht sich für die Pandemie gut gerüstet. „Wir haben einen speziellen Hygieneplan, den wir umsetzen“, sagt Leiter Christian Kloy. „Ich erlebe unter den Mitarbeitern in jüngster Zeit ein sehr großes Miteinander, indem sie sich gegenseitig unterstützen“, erzählt Kloy. Ihn „nerve“ aber in letzter Zeit, wie sehr manche Menschen versuchten, Profit aus der Corona-Krise zu schlagen. „Wir erhalten viele Anrufe und E-Mails, in denen uns Schutzmasken angeboten werden. Ein Angebot waren 60 Masken für 150 Euro. Normalerweise kosten die 49 Cent das Stück.“ Über solche Skrupellosigkeit kann Kloy nur den Kopf schütteln.

Dass die älteren Menschen stark vereinsamen werden, befürchtet Manuel Moreira nicht. Er leitet das Residenz Ambiente im Stadtteil Endenich. „Unsere Bewohner sind mit einer großen Lebenserfahrung ausgestattet und gehen mit dieser Krise pragmatisch um“, sagt Moreira dem GA. So würden auch soziale Kontakte innerhalb der Einrichtung bestehen. Eine Vereinsamung sei deshalb so gut wie ausgeschlossen. „Dennoch werden die Besuche der Angehörigen vermisst, das ist doch ganz natürlich. Wir versuchen, das soweit als möglich zu kompensieren, auch mit modernen Methoden über soziale Medien.“

Mit Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel sei das Pflegeheim noch gut ausgestattet. „Die Bevorratung dieser Hilfsmittel ist insofern sichergestellt, um den aktuellen Zustand zu beherrschen“, so Moreira gegenüber dem GA. „Mit zunehmender Dauer der Krise sind wir aber darauf angewiesen, dass sie dauerhaft zuverlässig erhältlich sind.“ Der Leiter gehe aber davon aus, dass im Bedarfsfall die zuständigen Behörden den notwendigen Nachschubweg gewährleisten. „So viel Vertrauen in unser Gesundheitswesen haben wir.“

Dass allerdings nicht alle Pflegeheime mit ausreichend Atemschutzmasken, Kitteln und Desinfektionsmittel ausgestattet seien, geht aus den Aussagen der Gewerkschaft Verdi hervor. „Uns erreichen in den vergangenen Tagen sehr viele Anfragen“, sagt Arno Appelhoff, Gewerkschaftssekretär für den Standort Bonn, dem GA. Eine Vielzahl davon betreffe in der Tat die fehlende Schutzausrüstung für die Bewohner, aber auch für die Beschäftigten. Allerdings sei der Grund laut Appelhoff, der selbst 30 Jahre als Pfleger gearbeitet hat, nicht die Sparsamkeit der Pflegeheime, sondern eher die extrem hohe Nachfrage nach diesen Produkten.

„Jedoch ist aufgrund der eingehenden Fragestellungen aus etlichen Seniorenzentren davon auszugehen, dass diese Problematik in mehreren Einrichtungen in Bonn zutrifft“, konstatiert Appelhoff. Festzuhalten sei ebenfalls, dass wegen des Betretungsverbots von Angehörigen ein zusätzlicher Anstieg der Arbeitsbelastung bei den Beschäftigten in den Seniorenzentren zu verzeichnen sei. „Schließlich entlasten Angehörige das Personal nicht selten bei Tätigkeiten, etwa der Essensaufnahme“, wie Appelhoff mitteilt. Insgesamt könne er jedoch sagen, dass die Beschäftigten sich trotz der zum Teil außerordentlichen Problematik sehr engagiert gegenüber den Bewohnern verhalten.

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