Kritik an Rats-Beschluss Einzelhandel hält am Cityring in Bonn fest

Bonn · Die Verkehrsdebatte um den ehemaligen Cityring geht weiter. Der Bonner Einzelhandel übt weiterhin Kritik, vor allem vor dem Hintergrund der Corona-Krise. Das neues Parkhaus an der Rabinstraße ist fast fertig.

 Das neue mehrstöckige Parkhaus neben dem Bonner Hauptbahnhof ist bald fertig.

Das neue mehrstöckige Parkhaus neben dem Bonner Hauptbahnhof ist bald fertig.

Foto: Benjamin Westhoff

Geplagt von Coronakrise und den akuten Umsatzeinbrüchen übt der Bonner Einzelhandel noch einmal massive Kritik an der Verkehrsführung auf dem ehemaligen Cityring, wie sie seit Mittwoch gilt. Bekanntlich ist dem Individualverkehr die Durchfahrt entlang Bus- und Hauptbahnhof aus Richtung Rathausgasse/Am Hof sowie der Kaiserstraße verwehrt. Auch der Weg zur Autobahn und den Gewerbegebieten im Bonner Norden führt somit entweder über Adenauerallee und Belderberg, über die Viktoriabrücke oder über die Route Reuterstraße/Stadtautobahn. Vorbei am Bahnhof gelangt man aus südlicher Richtung nur noch durch die Südunterführung von der Poppelsdorfer Allee.

Zwar ist der Straßenverkehr in der Innenstadt aufgrund der Coronakrise seit drei Wochen stark ausgedünnt. Ungeachtet dessen bleibt die Neuregelung aus Sicht des Bonner Einzelhandelsverbandes eine einzige Fehlentscheidung.

Der einspurige Verkehr durch das Koblenzer Tor, der Kreisel am Alten Friedhof und die einspurige Thomastraße in Richtung Autobahn würden „den neuen Kollaps manifestieren“, ist sich Jannis Vassiliou, Vorsitzender des Bonner Einzelhandelsverbandes, sicher. Er hat seine Position in einem Offenen Brief an Oberbürgermeister Ashok Sridharan (CDU) zusammengefasst.

Wie berichtet, hatte die CDU den Plan verfolgt, den Cityring ab April wieder über Rathausgasse, Am Hof, Wesselstraße und Maximilianstraße am Bahnhof vorbeiführen zu lassen. Unterstützer fanden die Christdemokraten aber nicht in ausreichendem Maße — schon gar nicht bei ihrem grünen Koalitionspartner, der nach der Abstimmung mit der antragstellenden SPD die Kappung des Cityrings lautstark feierte.

Offenbar hegen die Einzelhändler nun die Hoffnung, im anstehhenden Wahlkampf – und möglicherweise ohne den Zwang zur Disziplin in einer bestehenden Koalition – könne das Verkehrsthema noch einmal eine neue Bewertung erfahren. Vassiliou: „Nach Corona werden Handel und Wirtschaft stark geschwächt aus der Krise rauskommen.“ Wichtig sei dann eine gute Erreichbarkeit der Innenstadt, was aus Sicht des Einzelhandelsverbandes nur die Wiederherstellung des bisherigen Cityrings bedeuten kann.

Bis auf weiteres bleibt es dabei, dass auch das neue Bahnhofs-Parkhaus an der Rabinstraße aus Richtung Südstadt nur auf dem Bogen über Koblenzer Tor, Oxfordstraße und den Kreisel am Alten Friedhof erreichbar sein wird – sobald das Parkhaus öffnet. Darauf, dass es bald so weit sein könnte, deuten die scheinbar letzten Handgriffe hin, die dort aktuell zu beobachten sind. Fragen hat unterdessen die Stadtverwaltung bei Benutzern der Kaiserstraße aufgeworfen. Seit Entfernung der provisorischen Markierung für die Testphase vor rund einer Woche entbehrt die Straße auf ihrer Gesamtlänge nun jeglicher Fahrbahnmarkierung. Die Frage an die Stadt, ob und wann sich dieser Zustand ändern soll, blieb bislang unbeantwortet.

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