Schule in Zeiten von Corona Wie Lehrer in Bonn mit dem Laptop unterrichten

Bonn · Seit etwa drei Wochen sind die Schulen geschlossen, der Unterricht ist in die Wohnzimmer verlagert. Wie sie diese Aufgabe bewältigen, hat sich der GA an vier Schulen angesehen.

 Die Schüler der Bonn International School lernen wegen der Corona-Krise zu Hause.

Die Schüler der Bonn International School lernen wegen der Corona-Krise zu Hause.

Foto: Bonn International School

Die Schulen in Bonn mussten in den vergangenen Wochen umdenken, wie sie den Unterricht trotz der corona-bedingten Schließung weiterführen können. Insgesamt gelingt ihnen das gut. Auch wenn es nicht immer und überall klappt.

Die Bonn International School (BIS) etwa gehörte zu den ersten Schulen, die ihren Unterricht umstellten. Vier Wochen läuft das Distance Learning Programm mittlerweile. „Wir haben Glück, dass auch die jungen Schüler an der BIS schon Kontakt mit technischen Geräten wie iPads haben“, sagt Agnieszka Boud. Sie ist Mutter von zwei Mädchen (12 und 13 Jahre), die auf der Schule in die sechste und achte Klasse gehen. Die Unterrichtsstruktur ist dabei ähnlich wie beim normalem Schulbesuch. „Die Kinder haben zwei mal drei Schulstunden hintereinander und dazwischen eine halbe Stunde Pause, in der sie Mittag essen können“, erzählt Boud dem GA.

Doch auch wenn das Lernen von zu Hause problemlos läuft, dasselbe ist es nicht. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich das Klassenzimmer mal so sehr vermisse“, sagt Dagmar Birkfeld. Sie unterrichtet die Fächer Biologie und Naturwissenschaften an der BIS. „In Biologie vermittle ich viel Theorie. Deshalb schicke ich den Schülern etwa Notizen, welche Seiten sie im Lehrbuch lesen sollen oder Links zu Videos.“ Zur Unterrichtszeit lädt sie dann alle Schüler in einen Chat ein, in der die Kinder ihr schreiben können, wenn sie fragen haben.

Wöchentliche Treffen mit dem Schulleiter fällt aus

Das wöchentliche Treffen für die Grundschüler mit dem Schulleiter Derek Nelson ist nicht mehr möglich. „Normalerweise kommen dann alle 300 Schüler zusammen“, sagt Nelson. Deshalb lädt er jeden Freitagmorgen ein Video hoch, das die Schüler sich zu Hause ansehen können. In dem erzählt er beispielsweise, was die Lehrer im Unterricht mit ihren Schülern machen. Immer wieder schicken die Schüler auch selbst Videos von sich. „Wir schauen uns alle das Video an, so bleiben wir weiterhin in Kontakt.“

„Schon als sich die Schulschließungen anbahnten, haben wir die Schüler mit Arbeitsmaterial versorgt“, sagt Klaus Trautmann dem GA. Er ist Leiter der Michaelschule in der Weststadt. „Die Lehrer verschicken nun immer Wochenarbeitspläne per Mail.“ Das müssen sich die Kinder dann selbst einteilen. Auch arbeite man mit Programmen, mit denen die Schüler zum Beispiel kleinere Rechenaufgaben lösen sollen.

Unterricht läuft aktuell über eine Lernplattform

Für die Schüler des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums läuft der Unterricht größtenteils über eine Lernplattform. „Wir haben in einer kurzfristigen Aktion für jede Klasse und jedes Fach eine Gruppe erstellt. Dort können die Schüler sich einloggen und die Unterrichtsmaterialien herunterladen“, sagt die Schulleiterin Simone Bröcker. Als problematisch sehe sie nur an, dass vom Schulträger nicht genug Endgeräte bereitgestellt werden. „Für unsere Schule ist es schon ein großes Glück, dass die Kinder alle zu Hause einen Computer haben.“

„Bei uns haben wir eine etwas außergewöhnliche Situation“, sagt Volker Klein, Schuldirektor der Hebo-Privatschule. Gut die Hälfte der Schüler seien in Internaten untergebracht. Und dort habe nicht immer jeder einen Rechner zur Verfügung. Deshalb verschicken die Lehrer morgens per Mail Aufgaben, die die Schüler notfalls beim Sekretariat ausdrucken lassen können.

Noch am selben Tag müssen sie die Aufgaben auch wieder zurückschicken. „Das ist natürlich ein relativ hoher Aufwand für die Lehrer“, sagt Klein. „Wenn ein Lehrer sechs Stunden hat und jeweils 13 Schüler, dann hat er am Nachmittag gut 100 Aufgabenblätter zu korrigieren. Es ist ja auch wichtig, dass die Lehrer den Schülern ein Feedback geben können.“ Deshalb bedauert er, dass die persönliche Betreuung, die für ihn bei den Schülern sehr wichtig ist, zurzeit nur eingeschränkt möglich ist. Jetzt, zu Beginn der Osterferien werden nur noch die Abschlussklassen für das Abitur und die Mittlere Reife betreut. „Das nimmt dann etwas den Druck aus dem Kessel“, sagt Klein.

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