Fotos Das ist das neue Kabinett der Kanzlerin
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
Sigmar Gabriel (SPD): Der frühere Bundesumweltminister spielte bei den Koalitionsverhandlungen und dem folgenden Mitgliedervotum mit hohem persönlichen Risiko. Im Falle eines Scheiterns hätte der 54-Jährige wohl die politische Verantwortung übernehmen müssen. Doch Gabriel brachte die Verhandlungen ins Ziel und die SPD-Mitglieder überraschend deutlich hinter sich. Jetzt wird er mit einem Superministerium für Wirtschaft und Energie belohnt. Als Parteichef hat Gabriel den ersten Zugriff auf das Amt des nächsten Kanzlerkandidaten.
Wolfgang Schäuble (CDU): Der "Oldie" im Kabinett: Bundesfinanzminister ist der heute 71-jährige Badener, der seit 1990 nach einem Attentat im Rollstuhl sitzt, seit vier Jahren. Davor war er Bundesinnenminister, Unions-Fraktionschef und CDU-Parteivorsitzender. Er ist damit Merkels Mann mit der größten Parlaments- und Regierungserfahrung: kundig, knorrig, kompetent.
Frank-Walter Steinmeier (SPD): Von 2005 bis 2009 war Steinmeier, einer der Architekten der Schröder'schen Reformagenda 2010, schon einmal Außenminister einer großen Koalition. Als Kanzlerkandidat 2009 führte er die SPD mit 23,0 Prozent zu ihrem schlechtesten Ergebnis der Nachkriegsgeschichte, sicherte sich aber noch am Abend der Wahlniederlage den Zugriff auf den Vorsitz der SPD-Bundestagsfraktion. Jetzt zieht er wieder ins Außenamt.
Ursula von der Leyen (CDU): Familie, Arbeit, Verteidigung. Die Karrieresprünge der Ursula von der Leyen sind eindeutig, auch wenn sie sich gerne noch größere gewünscht hätte, beispielsweise den ins Schloss Bellevue. Jetzt wird sie nicht erste Bundespräsidentin, sondern erste Verteidigungsministerin. Der 55-Jährigen kommen dabei ihre Sprachkenntnisse, ihre Disziplin und ihre Härte zugute. Hat sie Erfolg auf der Hardthöhe (und im Bendlerblock), ist der nächste Karrieresprung möglich: ins Kanzleramt.
Gerd Müller (CSU): Der künftige Entwicklungsminister nicht verwandt und verschwägert mit dem einstigen "Bomber der Nation" wird Minister, weil Hans-Peter Friedrich es nicht werden wollte. Also muss der bisherige Parlamentarische Landwirtschafts-Staatssekretär von der Scholle (er vertritt seit bald 20 Jahren Oberallgäu im Bundestag) in die weite Welt wechseln. Wobei dem 58-Jährigen hilft, dass er fünf Jahre (1989 - 1994) Europa-Abgeordneter war.
Johanna Wanka (CDU): Die bisher blasse Bildungs- und Forschungsministerin, die davon profitierte, dass Vorgängerin Annette Schavan Anfang des Jahres Fälschungsvorwürfen in ihrer Promotion zum Opfer fiel, ist eines der beiden Kabinettsmitglieder, das im bisherigen Amt bleiben darf. Die 62-jährige Sächsin, die auch Kultusministerin in Brandenburg war, hat im Gegensatz zu anderen Ressortkollegen einen Vorteil: Sie darf laut Koalitionsvertrag Milliarden mehr ausgeben, vor allem in der Forschung, aber auch in der Bildung.
Barbara Hendricks (SPD): Beim Parteitag in Leipzig war die Frau der Zahlen in der SPD erst vor wenigen Wochen als Schatzmeisterin wiedergewählt worden. Jetzt rückt die 61-Jährige als Umwelt- und Bauministerin in die Regierung. Mit der gelernten Gymnasiallehrerin vom Niederrhein sitzt auch der mächtige SPD-Landesverband Nordrhein-Westfalen mit am Kabinettstisch. Hendricks war zu Zeiten der rot-grünen Koalition Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium.
Heiko Maas (SPD): In drei Anläufen versuchte der 47 Jahre alte Jurist, Ministerpräsident des Saarlandes zu werden. Er scheiterte an Oskar Lafontaine, an der CDU und ein wenig auch an sich selbst. Jetzt wird Maas überraschend Bundesjustizminister, zusätzlich mit der Kompetenz für Verbraucherschutz. Erstmals hat die SPD damit Zugriff auf den Verbraucherschutz in einem Bundesministerium. Für seinen neuen Job in Berlin bringt der bisherige saarländische Wirtschaftsminister die Voraussetzung mit: Er ist Jurist mit erstem und zweitem Staatsexamen.
Alexander Dobrindt (CSU):Der 43-jährige bisherige CSU-Generalsekretär ist künftig Seehofers Mann im Kabinett. Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende hatte ihm ein Ministerium versprochen, jetzt erhält er das für Verkehrs- und digitale Netze.Vorgänger Peter Ramsauer, bei Seehofer unten durch, hatte auch in der Sache (Stuttgart 21, Flughafen Berlin-Brandenburg, bröckelnde Brücken und Straßen) wenig vorzuweisen. Dobrindts größtes Problem: Die eigentlich nicht umsetzbare Pkw-Maut umzusetzen.
Thomas de Maizière (CDU): Man sieht sich immer zweimal. Thomas de Maizière war schon von 2009 bis 2011 Innenminister, ehe er ins Verteidigungsressort wechseln musste, weil Freiherr zu Guttenberg gegangen wurde. Der gute Ruf des Bonners stammt aus seiner Zeit als Kanzleramtsminister in der großen Koalition von 2005 bis 2009. Auf der Hardthöhe packte er viel an, etwa die große Bundeswehrreform, musste aber in der Drohnen-Affäre Federn und Karriereambitionen lassen.
Peter Altmaier (CDU): Kaum ist er in der Energiewende kompetent, kommt die nächste Wende. Allzweckwaffe Altmaier, heute 55, empfahl sich durch sein Kompromissgeschick als Geschäftsführer der Fraktion, wie vorher Norbert Röttgen, den er nach dessen Rauswurf 2012 im Umweltministerium beerbte. Jetzt muss er die ganze Regierungsumwelt koordinieren. Ein Himmelfahrtskommando.
Hermann Gröhe (CDU): Belohnung war nicht nur beim CSU-, sondern auch beim CDU-Generalsekretär angesagt. Denn der berufsmäßige Lautsprecher der CDU (seit 2009) hat maßgeblichen Anteil am Wahlsieg der Christdemokraten. Der 52-Jährige aus Neuss ist nach dem Abgang von Ronald Pofalla das NRW-Standbein in der Ministerriege der CDU. Gröhe hat mit Gesundheitspolitik bisher nichts zu tun. Maximaler Berührungspunkt: Gröhe war Sprecher der Fraktion für humanitäre Hilfe.
Manuela Schwesig (SPD): 2009 war die 39 Jahre alte verheiratete Mutter eines Sohnes vom damaligen Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier für sein Kompetenzteam entdeckt worden. Schnell galt Schwesig als das Gesicht der SPD in Ostdeutschland. Die Sozialministerin in Mecklenburg-Vorpommern machte unter anderem den Ausbau von Kindertagesplätzen zu ihrem Thema. Jetzt muss sie damit leben, dass das von der SPD ungeliebte Betreuungsgeld der CSU bleibt.
Andrea Nahles (SPD): Als Bundesvorsitzende der Jusos in den 90er Jahren nervte Nahles das damalige Establishment der Partei. Inzwischen zählt die 43 Jahre alte Mutter einer Tochter selbst zu den Etablierten. Sie wird Bundesministerin für Arbeit und Soziales. Laut Parteichef Sigmar Gabriel hat Nahles auf diesem Gebiet in den Koalitionsverhandlungen für eine klar erkennbare "sozialdemokratische Handschrift" gesorgt. Ihr bisheriger Posten der SPD-Generalsekretärin soll wieder mit einer Frau besetzt werden.
Hans-Peter Friedrich (CSU): Der 56-jährige Christsoziale hat immer betont, dass er gerne Innenminister war. Geglaubt haben ihm das noch nicht mal Parteifreunde. Seine sehr verhaltene Art, das Innenressort zu führen, hat jetzt die Degradierung zur Folge. Er darf nur noch die Landwirtschaft managen, und das ohnehin kleine Haus ist durch den Verlust des Verbraucherschutzes an das künftig SPD-geführte Justizministerium zusätzlich geschwächt. Friedrich hätte auch das ebenfalls kleine Entwicklungsministerium leiten können, wollte aber nicht.