Kommentar zum Hallenkonzept in Bonn Es geht nicht voran

Meinung | Bonn · Die Stadt Bonn beschäftigt sich mit der aktuellen Situation von Veranstaltungsstätten. Gibt es zu viele? Wie müssen sie umgebaut werden? Gibt es Bedarf? Alles gute Fragen – auf die die Stadtverwaltung immer noch keine Antworten hat, kommentiert der Autor.

Das Glasdach des WCCB muss überprüft werden.

Das Glasdach des WCCB muss überprüft werden.

Foto: Volker Lannert

Vor 14 Jahren hatte der Stadtrat eine Idee, die ziemlich vernünftig ist: Sich einen Überblick zu verschaffen über alle großen und kleinen Veranstaltungssäle und Hallen in der Stadt, egal ob in öffentlicher oder privater Hand. Wer die Raumkapazitäten und den Bedarf gegenüberstellt, so der einleuchtende Gedanke, kann Rückschlüsse für die kommunalen Häuser ziehen. Wie müssen sie umgebaut oder modernisiert werden, um den Ansprüchen der Bürger zu genügen? Gibt es zu viele Veranstaltungsstätten oder zu wenige? Hat Bonn Bedarf zum Beispiel für eine Konzerthalle mittlerer Größe, wie sie als Westwerk-Projekt auf dem Gelände des früheren Schlachthofs vorgesehen war?

Alles gute Fragen – auf die die Stadtverwaltung immer noch keine Antworten hat. Schon die Ergebnisse, die ein externes Fachbüro  2018 vorstellte, waren enttäuschend. Die Cima-Experten lieferten nicht viel mehr als eine Bestandsaufnahme in Quadratmetern und Auslastungszahlen. Von einem Hallenkonzept, wie es der Rat will, konnte keine Rede sein, und das hat sich auch ein weiteres Jahr später nicht geändert. Nicht einmal der Sanierungsbedarf der städtischen Veranstaltungsstätten ist vernünftig ermittelt worden. Wenn die Stadt dafür zusätzliche Planungsgelder benötigt, hätte sie die eben beantragen müssen. Symptomatisch, was in der aktuellen Vorlage der Verwaltung zum Investitionsbedarf im Schauspielhaus steht. Das Gebäudemanagement nennt 21,8 Millionen Euro, das Kulturamt 27,2 Millionen. Diese widersprüchlichen Zahlen werden den Ratspolitikern unkommentiert um die Ohren gehauen. Es ist eine Zumutung.

Vollkommen unklar bleibt außerdem, welche Rolle der Telekom Dome im Hallenkonzept spielen soll. Dort finden immer mehr Großveranstaltungen statt, vom Luther-Festival 2017 bis zur Beethoven-Gala zum Abschluss des Jubel-Jahres im Dezember 2020. Doch die Cima-Fachleute haben die Basketshalle nicht einmal in ihre Bestandsaufnahme integriert. Genauso unklar ist, wíe sich die Beethovenhalle, wenn sie denn irgendwann einmal saniert ist, in ein Hallenkonzept einfügt – abgesehen von Konzerten des städtischen Orchesters. Denn die Kommune hat noch nicht einmal für die Beethovenhalle selbst ein Nutzungskonzept vorgelegt.

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