Dreharbeiten auch in Bonn NRW will sich weiter als Fernseh-Land Nr. 1 behaupten

Köln/Düsseldorf · Ein großer Teil der deutschen Fernseh-Unterhaltung hat ihren Schauplatz in Nordrhein-Westfalen. Auch Bonn ist ein beliebter Drehort. Eine neue Studie scheint die Dominanz zu belegen - aber der Corona-Schock ist hart.

 Bonn dienst immer wieder als Kulisse für Film- und Fernsehproduktionen. Im vergangenen November wurde beispielsweise am Kunstmuseum in Bonn für den Hollywood-Film "Annette" gedreht.

Bonn dienst immer wieder als Kulisse für Film- und Fernsehproduktionen. Im vergangenen November wurde beispielsweise am Kunstmuseum in Bonn für den Hollywood-Film "Annette" gedreht.

Foto: Maximilian Mühlens

Nordrhein-Westfalen bleibt Deutschlands großes Fernsehland, kämpft aber mit den Folgen der Corona-Krise für seine TV-Branche. 2018 - also deutlich vor der Pandemie - kamen Produzenten mit Sitz in NRW auf rund 285.200 Produktionsminuten, wie aus einer Vergleichsstudie des Dortmunder Formatt-Instituts um den Medienwissenschaftler Horst Röper hervorgeht. Das war nicht ganz der Spitzenwert von rund 313.400 Produktionsminuten aus dem Jahr 2016, bedeutete aber einen starken Marktanteil von 38 Prozent. Deutlich hinter NRW rangieren Bayern (192.500 Minuten), Berlin (89.100 Minuten) und - immer mehr zurückfallend - Hamburg (68.000 Minuten).

Ein Grund für die Dominanz: die Unterhaltung. Wenn im deutschen Fernsehen eine Show oder Doku-Soap über den Bildschirm flimmert, stecken oft Köpfe aus NRW dahinter. Im Entertainment beziffert die Studie den Marktanteil auf fast 55 Prozent. Bayern zum Beispiel kann da nicht mithalten, liegt allerdings bei fiktionalen Formaten vorne - zum Beispiel bei Filmen und Serien. Die Studie erfasst Auftragsproduktionen. Eigenproduktionen von Fernsehveranstaltern werden nicht berücksichtigt.

2017 und 2018 seien „stolze Jahre“ für die Produktionsbranche gewesen, sagte Medienwissenschaftler Röper am Montag in Köln. Zugleich sei der Schritt zurück in die Zeit von vor zwei Jahren ein gewagter. „Das werden wir natürlich in diesem Jahr so nicht erleben“, sagte er über das Jahr 2020. Man werde wegen der Corona-Pandemie einen „signifikanten Einbruch“ erleben.

Die TV-Branche wurde hart von der Krise getroffen, Produktionen mussten unterbrochen werden oder konnten erst gar nicht gedreht werden. Viele Firmen und Selbstständige hätten in den vergangenen Monaten keine Aufträge bekommen, erläuterte der für Medien zuständige Chef der Staatskanzlei, Nathanael Liminski. Kontaktbeschränkungen und Hygienevorschriften hätten neue Produktionen massiv erschwert. Nachdem die Restriktionen weitgehend aufgehoben worden seien, gehe es nun darum, das Risiko für Produzenten zu minimieren.

Das konkrete Problem: Eine einzige Corona-Infektion am Set kann einen laufenden Dreh für geraume Zeit stilllegen. Für viele Produzenten ist dieser Fall nach Angaben Liminskis ein noch zu großes Risiko. Es fehle nämlich am notwendigen Versicherungsschutz, die Absicherung gegen das Pandemierisiko werde derzeit von keiner Versicherung übernommen. Die Folge: Obwohl die Branche wieder arbeiten will und auch Geld da ist, wird nicht gedreht.

Die Landesregierung wirbt Liminskis Angaben daher dafür, den von der Bundesregierung angekündigten Ausfallfonds für Kinofilme und High-End-Serien auch auf Fernsehproduktionen auszuweiten. Sollte sich der Bund nicht dafür entscheiden können, werde das Land „selbst Sorge tragen“, so der Chef der Staatskanzlei. NRW werde in jedem Fall 10 Millionen Euro mobilisieren. „Jetzt geht es darum, wie wir die Film- und Fernsehwirtschaft wieder ins Laufen bekommen.“

Auch Bonn war in den vergangenen Jahren ein beliebter Drehort für Film und Fernsehen. Allein im vergangenen Jahr fiel an rund 115 Drehtagen an Schauplätzen in der Stadt für 81 Produktionen die Klappe. So drehten etwa Weltstars wie Adam driver, Michelle Williams und Marion Cotillard Szenen für den Rock’n’Roll-Musikfilm „Annette“ am Kunstmuseum, zudem diente die Stadt als Drehort für zwölf Film- und TV-Spielfilme, zwei Netflixserien sowie Formate wie „Luke! Die Greatnighshow“.

(dpa/lnw)
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