Coronavirus in NRW Laschet dankt Krankenhäusern und mahnt zur Exit-Strategie

Düsseldorf · Große Not, schnelle Hilfe: 100.000 Kleinunternehmer bekommen Hilfszusagen vom Land NRW. Hilfe gibt es auch für Patienten aus Italien in Kliniken des Landes. Noch ist nicht die Zeit für Corona-Entwarnung, sondern für strategisches Denken, sagt Armin Laschet.

 Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU).

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU).

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Die Bevölkerung in NRW hat sich am Wochenende weitgehend in Corona-Disziplin geübt und an die Regeln gehalten. In der jetzt begonnenen politischen Debatte, wann wieder Normalität einkehrt, sieht NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) noch nicht die Zeit für Entwarnung. Aber jetzt sei die Zeit, „Maßstäbe für die Rückkehr ins soziale und öffentliche Leben zu entwickeln, damit auch diese Entscheidung anhand transparenter Kriterien erfolgt“, bekräftigte Laschet seine Position in einem Gastbeitrag in der „Welt am Sonntag“.

In NRW werden seit dem Wochenende zehn schwer kranke Corona-Patienten aus Italien und Frankreich behandelt - für den Ministerpräsidenten ein solidarischer Akt mit dem Signal an die von der Pandemie schwer getroffenen Länder: „Ihr seid nicht allein.“ Mit dem Start des NRW-Nothilfepakets für Kleinunternehmer und Solo-Selbstständige ging am Wochenende eine Flut von Anträgen ein, Tausende davon wurden schon übers Wochenende genehmigt.

Laschet forderte, schon jetzt über eine Strategie für eine künftige Lockerung der Einschränkungen in der Corona-Krise nachzudenken. „Der Satz, es sei zu früh, über eine Exit-Strategie nachzudenken, ist falsch“, sagte er. Man müsse die Zeit in den Blick nehmen, in der die „rigiden Maßnahmen“ erste Wirkung zeigten. Die Maßnahmen in NRW laufen zunächst bis zum 19. April. Bis dann soll klar sein, wie es weitergeht.

Zahl der Neuinfektionen nimmt leicht ab

Auch wenn die Zahl der landesweit nachgewiesenen Neuinfektionen nach Angaben des NRW-Gesundheitsministeriums am Wochenende unter die 1000er-Schwelle gesunken ist - für eine Bewertung kann laut Experten nur ein längerer Zeitraum relevant sein. Die Zahl der Infektionen in NRW stieg von Samstag (11.30 Uhr) auf Sonntag (11.30 Uhr) auf 13.630. Das war ein Anstieg von 886 Fällen. In den Tagen zuvor waren je mehr als 1000 Fälle neu hinzugekommen.

Die Bevölkerung nimmt die Corona-Lage und die Regeln ernst: Am Samstag lockte das schöne Wetter jede Menge Leute nach draußen. So war etwa am Kölner Grüngürtel und an der Rheinpromenade ziemlich viel los. Aber bis auf kleinere Verfehlungen hielten sich die Menschen nach Behördenangaben an die Auflagen - auch in Düsseldorf, Essen oder Münster.

Allerdings musste die Dortmunder Polizei übers Wochenende bei Autofahrern durchgreifen, die die relativ leeren Straßen zum Rasen nutzten und mit mehr als den in der Regel erlaubten zwei Leuten im Auto saßen. Ausreden wie „Wir hatten Hunger“ ließen die Beamten nicht gelten und verhängten ein Bußgeld von 200 Euro gegen die vier Insassen eines Autos aus Recklinghausen.

Zahlreiche Unternehmen von Insolvenz betroffen

Inzwischen trifft die Corona-Krise sämtliche Branchen der NRW-Wirtschaft mit voller Härte, wie eine Blitzumfrage der Industrie- und Handelskammern (IHK) in Nordrhein-Westfalen zeigte. Jedes fünfte Unternehmen beklagt demnach Geschäftseinbrüche von mehr als 50 Prozent. 14 Prozent sind akut von der Insolvenz bedroht.

Mit dem Start des NRW-Soforthilfeprogramms begann übers Wochenende der Run betroffener Kleinunternehmen, Freiberufler und Solo-Selbstständigen auf die finanziellen Nothilfen des Landes. Nach Angaben des NRW-Wirtschaftsministeriums gingen von Freitagnachmittag an über 150.000 Anträge ein, rund 100.000 davon wurden übers Wochenende bewilligt. In den Bezirksregierungen arbeiteten daran 700 Leute, Hunderte legten Sonderschichten ein.

Not leiden auch die Landwirtschaftsbetriebe: Sie suchen ganz dringend Pflanz- und Erntehelfer. Wegen der Corona-Reiseverbote für Erntehelfer sei im Land eine Lücke von etwa 45.000 Menschen in der Landwirtschaft entstanden, teilte die Landesregierung mit. Obwohl sich nach Aufrufen mehrerer Verbände bereits mehrere Tausend freiwillige Helfer für die Spargelernte gemeldet hatten, werden noch viele weitere helfende Hände gesucht.

Dank an Krankenhäuser in Bonn

Ein hoffnungsvoller Abschnitt könnte am Wochenende für insgesamt zehn schwer kranke Corona-Patienten begonnen haben, die aus von der Pandemie schwer getroffenen Gebieten in Italien und Frankreich zur Behandlung nach Nordrhein-Westfalen gebracht wurden.

Laschet dankte den Beteiligten für die europäische Solidarität: „Danke an unsere Kliniken in Essen, Bochum, Köln und Bonn, an alle Ärzte, Pfleger und Piloten für europäische Solidarität in schwieriger Zeit“, twitterte er. Das Uni-Klinikum Münster nahm nach Angaben der Staatskanzlei zwei Corona-Patienten aus den Niederlanden auf.

(dpa)
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