Größer werdende Gründerszene Im Rheinland werden IT-Fachkräfte gesucht

Düsseldorf · Die Zahl der Job-Anzeigen, in denen nach IT-Fachkräften gesucht wird, steigt rasant. Das hängt mit dem großen Bedarf in etablierten Unternehmen zusammen – aber auch mit einer immer größer werdenden Gründerszene.

 Der Bedarf an Fachkräften im Rheinland ist hoch, auch in Bonn. Führende Köpfe sehen aber Potenzial in der Region. Auf mögliche Investoren treffen Gründerinteressierte jedes Jahr beim Summer Slam Festival am Bonner Bogen und präsentieren ihre Ideen, wie hier im vergangen Jahr.

Der Bedarf an Fachkräften im Rheinland ist hoch, auch in Bonn. Führende Köpfe sehen aber Potenzial in der Region. Auf mögliche Investoren treffen Gründerinteressierte jedes Jahr beim Summer Slam Festival am Bonner Bogen und präsentieren ihre Ideen, wie hier im vergangen Jahr.

Foto: Andreas Dyck

In zwölf Wochen den Fachkräftemangel beheben – das kann man als äußerst ambitioniert bezeichnen oder schlicht als gelungene Werbebotschaft. So oder so: Seit Montag werden in der futuristischen Umgebung des Kölner Gründerzentrums „The Ship“ in einem Intensivkurs Webentwickler ausgebildet. Die Spiced Academy, die hinter diesem Kurs steht, hat hier eine Niederlassung eröffnet – es ist erst die zweite neben dem Standort in Berlin. „Deutschland braucht mehr IT-Talente“, sagt Spiced-Geschäftsführer Frederik Aldag, dessen Angebot sich explizit an Quereinsteiger richtet.

Wie groß der Bedarf an Fachkräften speziell im Rheinland ist, zeigen auch Daten der Job-Plattform In­deed. Die Zahl der Stellenanzeigen ist demnach in den vergangenen Jahren in Städten wie Aachen, Köln, Bonn oder Düsseldorf in den Bereichen Cybersicherheit, Cloud-Experten, Webentwicklung oder Data Scientists rasant angestiegen. Der Bedarf ist nicht nur bei etablierten Unternehmen groß, sondern auch in der sich immer stärker entwickelnden Gründerszene. Die präsentierte sich am Donnerstag beim Digital Demo Day in Düsseldorf, einer der wichtigsten Start-up-Veranstaltungen in NRW. Das Ziel der Veranstaltung ist es, Mittelstand und Konzerne mit Start-ups in Kontakt zu bringen. Die Macher um Klemens Gaida, Chef des Start-up-Netzwerks Digihub, sind überzeugt, dass darin eine Stärke der Region liegt. „NRW hat sich zu einem erfolgreichen Start-up-Land speziell im Bereich B2B und Industrie entwickelt“, sagt Gaida. B2B, damit ist das Geschäft zwischen Firmenkunden (“Business-to-Business“) gemeint.

Auch führende Köpfe in der deutschen Gründerszene sehen das Potenzial der Region. „NRW ist durch seine geografischen Gegebenheiten, sein hervorragendes Netzwerk und nicht zuletzt auch durch die politische Führung durch Andreas Pinkwart und Armin Laschet (den NRW-Wirtschaftsminister und den Ministerpräsidenten, Anm. d. Redaktion) ein attraktiver Standort für junge Unternehmen geworden“, sagt der Bonner Investor Frank Thelen, der die Landesregierung bei Digitalthemen berät. Es gebe viele Hidden Champions und Family Offices in NRW, die sich der Innovationskraft von Start-ups bewusst seien und hier aktiv unterstützen wollten. „Ich wie der Digital Demo Day helfen dabei, wertvolle Kontakte aufzubauen.

Ich freue mich sehr über diese Entwicklung. Da ich selbst alle meine Firmen aus Bonn aufgebaut habe, kann ich sagen: Es braucht kein Berlin, um erfolgreich zu gründen.“ Auch ein anderer Bonner, der Geschäftsführer des Investors High-Tech-Gründerfonds, Alexander von Frankenberg, sieht die Lage positiv: Es gebe eine wachsende Zahl von Investoren und sehr erfolgreichen Gründungen, sagt er: „In Summe gibt es im Rheinland einen Cocktail an Zutaten für eine Heimat weiterer Unicorns.“ Als Unicorns, also Einhörner, werden Start-ups bezeichnet, die vor dem Verkauf oder Börsengang auf eine Bewertung von mindestens einer Milliarde Dollar kommen. Bislang ist diese Spezies in NRW rar gesät, um nicht zu sagen: Sie fehlt. Berlin und München können dank Auto1 (“WirkaufendeinAuto“), der Digital-Bank N26 (beide Berlin) oder den Mobilitätsanbieter Flixbus (München) gleich mehrere dieser Einhörner aufweisen. Aus Sicht von Marie-Helene Ametsreiter gibt es daher Nachholbedarf. In NRW hätten zwar im Ländervergleich die meisten Firmen ihren Sitz, sagt die Partnerin beim Risikokapitalgeber Speedinvest, doch speziell bei der Finanzierung von Start-ups hätten andere Regionen die Nase vorn.

„Dies zeigt, dass die Region noch ein großes, derzeit ungenutztes Potenzial hat, sobald etablierte Unternehmen Start-ups mehr als mögliche Innovationsquelle sehen und mit diesen kollaborieren, diese finanzieren oder später eventuell akquirieren“, sagt Ametsreiter.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort