Kommentar zum Weltwirtschaftsforum in Davos Klima und Wachstum

Meinung | Berlin · Die Umweltaktivistin Greta Thunberg und der US-Präsident Donald Trump sind beim diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos die Hauptdarsteller. Die Welt der Krisen, Kriege und Konflikte ist sehr viel stärker in Aufruhr als etwa noch vor zehn Jahren, kommentiert GA-Korrespondent Holger Möhle.

 Die Umweltaktivistin Greta Thunberg und der US-Präsident Donald Trump sind beim diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos die Hauptdarsteller.

Die Umweltaktivistin Greta Thunberg und der US-Präsident Donald Trump sind beim diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos die Hauptdarsteller.

Foto: AP/Evan Vucci

Nachdenken über die Welt in 1560 Metern Höhe. Von oben betrachtet stellen sich die Dinge häufig anders dar. Zumindest die Kulisse dieses 50. Weltwirtschaftsforums in Davos wirkt noch perfekt, wie gemacht für ein globales Brainstorming über den Zustand dieses Erdballs. Winter, Schnee, Schweizer Alpen. Es ist angerichtet für eine grundsätzliche Debatte.

Vor einem Jahr hat die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg den Welt- und Geldmächtigen dieser Erde eingehaucht, dass das gemeinsame „Haus brennt“ und ihnen gewünscht, sie mögen in Panik geraten. Panik ist grundsätzlich kein guter Ratgeber, aber es sollte auch eher ein Wachrüttler sein. Wenn die einflussreichsten Wirtschaftslenker, Wissenschaftler und Politiker sich wieder für vier Tage in den Bergen von Graubünden gewissermaßen in Klausur begeben, können sie das gegenwärtig drängendste Thema weltweit nicht aussparen: den Klimawandel und seine Folgen. Viele der Wirtschaftsbosse wollen ihn auch nicht mehr verdrängen, weil sie längst verstanden haben, dass die Erderwärmung Ressourcen beschneiden, Produktionsketten verändern und am Ende auch ihre Bilanzen verdunkeln kann, wenn sie nicht handeln. Märkte brauchen Wachstum. Und Wachstum gibt es nur mit einer einigermaßen intakten Erde.

Die Vorzeichen haben sich verändert. Und diese Wahrheit gefällt nicht jedem. Donald Trump, der sich zum zweiten Mal seit seiner Wahl mit der weltweiten Wirtschaftselite in Davos trifft, deutet die Dinge anders. Der US-Präsident hat mit Vorhersagen einer Apokalypse nichts am Hut. Er betont lieber Optimismus statt Pessimismus (wogegen nichts zu sagen wäre) und nutzt das Treffen der Wirtschaftselite dafür, einen alten Slogan neu zu betonen: America first! Während zu Hause ein (vermutlich aussichtsloses) Amtsenthebungsverfahren gegen Trump anrollt, singt der US-Präsident in Davos das hohe Lied auf das „amerikanische Modell“. Mögen sich die sentimentalen Europäer (und andere) um das Weltklima kümmern, Trump geht es ums Geschäft, seine Wiederwahl und um sich selbst.

Die Welt der Krisen, Kriege und Konflikte ist sehr viel stärker in Aufruhr als etwa noch vor zehn Jahren. Machtzentren haben sich verschoben, bewährte Allianzen und Bündnisse (auch in der Nato) stehen unter Druck. Davos bietet ein mächtiges, wenn auch informelles Forum. Man könnte es nutzen – für Ausgleich, für faire Chancen, einfach für eine bessere Welt.

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