Naturschutzbeirat beschließt Abschussquote Abschuss von Kormoranen im Rhein-Sieg-Kreis freigegeben

Rhein-Sieg-Kreis · Der Naturschutzbeirat des Rhein-Sieg-Kreises hat die Jagdfreigabe von maximal 100 Kormoranen jährlich beschlossen. Grund ist eine Gefährdung der heimischen Fischpopulation.

 Um die Fischpopulationen zu schützen, soll der Bestand der Kormorane im Rhein-Sieg-Kreis reduziert werden.

Um die Fischpopulationen zu schützen, soll der Bestand der Kormorane im Rhein-Sieg-Kreis reduziert werden.

Foto: picture alliance / ZB/Patrick Pleul

In Teilen des rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreises dürfen von nun an Kormorane geschossen werden. Der Beirat bei der Unteren Naturschutzbehörde hat in seiner Sitzung am Donnerstagabend einem entsprechenden Antrag der Sieg-Fischerei-Genossenschaft Hennef (SFG) bei drei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen zugestimmt und die SFG von den Verbotsvorschriften in den Naturschutzgebieten und Gebieten der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie (FFH-Gebiete) an Sieg, Agger und Bröl befreit. Demnach dürfen Personen mit einem gültigen Jagdschein dort jährlich maximal 100 der Vögel schießen.

Grund für den Antrag ist eine Gefährdung der heimischen Fischpopulation. Kormorane sind Fischfresser und verschlingen SFG-Geschäftsführer Wilhelm Kreutzmann zufolge rund 150 Kilogramm pro Jahr - und Vogel. Derzeit hielten sich 225 Paare im Rhein-Sieg-Kreis auf, Kreutzmann schätzt ihre Population mit Nachkommen auf rund 1000 Tiere. Nach Angaben des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (Lanuv) ist die Zahl mancher Fischarten in den FFH-Gebieten an Sieg, Agger, Bröl und Waldbröler Bröl rückläufig. Durch die Jagd soll die Fischfauna geschützt werden.

Ein weiteres Problem seien die Auswirkungen auf die Gewässer. Wo sich weniger Fische befänden, entwickelten sich mehr Algen, erklärte Kreutzmann. Untersuchungen an der Argen habe zudem gezeigt, dass der Sauerstoffgehalt im Gewässer dort höher sei, wo Fische sind. „Das hat Einfluss auf das gesamte Wassersystem. Das ökologische Gleichgewicht wird gestört“, so Kreutzmann.

Kritik an dem Vorgehen kam von Ralf Jacob vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Die „wirklichen Probleme“, nämlich der Einfluss des Menschen auf die Natur, würden bei diesem Vorhaben außen vor gelassen.

Erfahrungsbericht vorlegen

Kreutzmann verwies daraufhin auf die „enorme Dichte“ der Wasservögel an Sieg, Agger und Bröl. Die Population in NRW sei auf 1490 Brutpaare angewachsen, mehr als ein Siebtel davon entfalle auf den Kreis. „Die Problematik beschäftigt uns“, sagte auch Armin Nemitz vom Rheinischen Fischereiverband. „Wir haben Handlungsbedarf.“

Der drei Jahre gültige Beschluss ist an mehrere Bedingungen geknüpft. Der Abschuss darf nur zwischen dem 16. August und 30. November erfolgen und nur eineinhalb Stunden vor Sonnenaufgang bis eineinhalb Stunden nach Sonnenuntergang. Er ist auf die Hauptläufe der Flüsse und die umliegenden Flächen im Abstand von 100 Metern beschränkt. Angrenzende Gewässer sowie einige Bereiche an der Sieg sind zum Schutz von Gänsesägern, Sumpfohreulen, Zwergtauchern und Eisvögeln ausgenommen.

Achim Baumgartner (BUND) hinterfragte wie Jacob die Nachhaltigkeit. „Es ist völlig fraglich, ob es durch die Abschüsse einen Effekt gibt“, sagte Baumgartner. Beiratsmitglied Maximilian Graf von Nesselrode (Waldbauernverband), der den Antrag unterstützte, meinte, die 100 Kormorane seien schon eine große Zahl. „Wir müssen die Tiere erstmal bekommen“, sagte er. Jeder Abschuss müsse gemeldet werden. Ob die Maßnahme Erfolg haben wird, sei nach drei Jahren ohnehin nur bedingt auszumachen, sagte Nemitz. Die Erholung der Fischbestände könne erst über einen noch längeren Zeitraum ausgemacht werden.

Eine Arbeitsgruppe des Beirats soll sich nach zwei Jahren mit dem Thema beschäftigen und es begleiten. Zudem soll den Mitgliedern nach drei Jahren ein Erfahrungsbericht vorgelegt werden, erklärte Beiratsvorsitzender Norbert Möhlenbruch, der auch Vorsitzender der Kreisjägerschaft ist. Dann werde über eine mögliche Verlängerung der Frist entschieden.

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