Pilotphase für neues Ticket Immer weniger Probleme beim eTarif im Verkehrsverbund Rhein-Sieg

Rhein-Sieg-Kreis · Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg zieht eine positive Zwischenbilanz zum eTarif. Rund 8500 Kunden testen derzeit das neue Ticketsystem. Die Pilotphase läuft noch bis Ende Juni.

 Beim eTarif des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg zählen nur die gefahrenen Kilometer, keine Tarifzonen. Die Pilotphase läuft noch bis Ende Juni.

Beim eTarif des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg zählen nur die gefahrenen Kilometer, keine Tarifzonen. Die Pilotphase läuft noch bis Ende Juni.

Foto: VRS/Smilla Dankert/Smilla Dankert

Noch läuft mit dem eTarif nicht alles rund, aber das System kommt gut an. Holger Klein, Sprecher des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS), ist sehr zufrieden, und die Nutzer scheinen es überwiegend auch zu sein. Der eTarif berechnet nur die tatsächlich mit Bus oder Bahn gefahrenen Kilometer, Tarifzonen kennt er nicht. 8500 Kunden des VRS testen zurzeit die App. Die Pilotphase endet Ende Juni.

„Der eTarif ist tatsächlich viel erfolgreicher, als wir uns das überhaupt gewagt hatten zu hoffen“, so Klein. Interessierte Kunden konnten sich im vergangenen Jahr für diese Testphase über das Internet anmelden. Das Limit der Teilnehmer lag zunächst bei 3000, doch die Nachfrage war immens. Deshalb wurde auch der Zeitraum für den Test nochmal verlängert. Enden sollte er im Herbst 2019, jetzt also im Juni. „Und wir bekommen sehr viel Rücklauf. Gut 80 Prozent der eTarif-Nutzer hatten sich bereit erklärt, an einer regelmäßigen Befragung mitzumachen, sodass wir das System tatsächlich permanent verbessern und erweitern können“, erklärt Klein.

Der eTarif läuft über eine App, also das Smartphone. Der Fahrgast wischt bei Beginn der Fahrt über den Bildschirm und meldet ebenso das Ende der Fahrt. Berechnet wird dann nur die zurückgelegte Strecke. Wer also beispielsweise von Sankt Augustin Ort mit der Bahn bis zum Konrad-Adenauer-Platz in Beuel fährt, zahlt regulär vier Euro, mit dem Handy-Ticket 3,60 Euro – und mit dem eTarif 2,40 Euro. Während der Pilotphase kann man übrigens ohne Aufpreis den Schnellbus zwischen Bonn Hauptbahnhof/Bonn Flughafen und alle TaxibusPlus-Linien nutzen.

Testfahrer melden Probleme

„Gerechter kann es nicht mehr zugehen“, meint Klein. Denn die App interessiert es nicht, ob der Fahrgast die Tarifzone wechselt. Was zählt, ist einzig und allein die Strecke. Jede Fahrt wird so berechnet: Auf den Grundpreis von 1,50 Euro kommen 0,15 Euro pro angefangenem Luftlinienkilometer zwischen Start- und Zielhaltestelle hinzu. Das Ticket ist 180 Minuten gültig. Der maximale Preis pro Tag beträgt 15 Euro.

Dennoch kann es da auch zu umgekehrten Preisspannen kommen. Einer der Testnutzer schreibt uns, dass man von Sankt Augustin Ort nach Siegburg Bahnhof mit der eTarif-App mehr bezahlt: Zwei Euro kostet das normale Kurzstreckenticket, das Handy-Ticket 1,80 Euro, und mit dem eTarif werden 2,10 Euro abgebucht.

„Ja, solche Fälle kennen und sammeln wir“, sagt Klein. Deshalb habe man mittlerweile auch einen eTarif-Preisrechner im Internet installiert. Damit können Fahrgäste den Ticketpreis vor Fahrtantritt ermitteln.

Und noch ein Problem haben die Testfahrer gemeldet: „Da die App zumindest bei Anfang und Ende der Fahrt GPS-Anbindung benötigt, kann man sie nicht unterirdisch bedienen, auch in geschlossenen Räumen funktioniert die App meistens nicht“, schreibt ein GA-Leser. Er hat schon mal die Erfahrung gemacht, dass er wieder ins Freie laufen musste, wenn er vergessen hatte, vor Antritt der Fahrt in einer U-Bahn-Station die App zu aktivieren. „Genau für die Erfassung solcher Unvollkommenheiten und die Evaluierung des Systems führen wir ja diese Testphase durch“, so der VRS-Pressesprecher. Tatsächlich habe man so „sieben oder acht“ U-Bahnstationen ausfindig gemacht, die so tief unter der Erde lagen, dass das Signal nicht durchkam. Dort seien mittlerweile sogenannte Repeater installiert worden, sodass dieses Problem nicht mehr vorkommen dürfte.

VRS hat Bezahlmöglichkeiten erweitert

Was ebenfalls längst ausgeräumt sei: Dass ein Fahrgast zu viel zahlt, wenn er vergisst, die Fahrt per Wischen der App zu beenden. Daran erinnert mittlerweile eine SMS die Kunden. „Auf Wunsch der Kunden haben wir auch die Bezahlmöglichkeiten erweitert. Da ist unter anderem auch das Zahlen mit PayPal möglich“, betont Klein.

Ist der eTarif also der Einstieg in eine gerechtere Tarifpolitik? Immerhin gehört der VRS zu den teuersten Nahverkehren der Republik. „Das gilt nur eingeschränkt“, widerspricht Klein. „80 Prozent der Fahrgäste nutzen eines der vielen Abo-Tickets. Und es gibt kein Bundesland und keine Region in Deutschland, wo die Fahrpreise per Abonnement so günstig sind wie bei uns. Zugegeben sind unsere Fahrpreise für die 20 Prozent Gelegenheitsfahrer tatsächlich im oberen Drittel.“ Dies hänge aber auch mit dem Finanzierungssystem im Verbund zusammen. Städte wie Stuttgart würden den Nahverkehr eben wesentlich stärker subventionieren.

Wie es nach der Pilotphase ab Juli 2020 mit dem eTarif weitergeht, kann der VRS-Sprecher zurzeit nicht sagen. „Am liebsten würden wir das natürlich nahtlos anbieten. Aber das hängt noch an einigen technischen Gegebenheiten.“ Die Technik und die App kommen übrigens von Fairtiq, einem Schweizer Startup, das diese Form der elektronischen Tickets für den öffentlichen Verkehr bereits in der Schweiz, in Liechtenstein, in Vorarlberg, Linz sowie in Göttingen und Halle (Saale) anbietet.

Sie sind auch Tester des eTarif? Welche Erfahrungen machen Sie? Schreiben Sie uns an siegburg@-ga.de. Info: etarif-preisrechner.vrs.de.

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