Telefonbetrüger in Bonn und der Region Polizei fahndet mit Sprachaufzeichnung nach falschem Kommissar

Sankt Augustin · Die Polizei hat die Aufzeichnung eines Telefonats zwischen einem falschen Polizisten und einer Sankt Augustinerin zur Fahndung veröffentlicht. Der Mann, der sich als "Komissar Weber" ausgibt, hatte die Frau 2018 um ihr Erspartes betrogen.

Die Polizei Rhein-Sieg fahndet derzeit nach einem Telefonbetrüger. Der Mann hatte sich laut den Ermittlern Anfang Dezember 2018 bei einer Frau aus Sankt Augustin gemeldet und sich als „Kriminaloberkommissar Weber aus Bonn“ ausgegeben. Auf richterlichen Beschluss wurde jetzt eine Sprachaufzeichnung eines Telefonats zwischen dem Gesuchten und der Sankt Augustinerin veröffentlicht:

Der Tatverdächtige spricht mit markanter Stimme und rheinischem Dialekt. Die Stimme der Sankt Augustinerin wurde zu ihrem eigenen Schutz verfremdet. Wer die Stimme des Mannes erkennt und Angaben zur tatsächlichen Identität des Betrügers machen kann, wird gebeten, sich unter 02241/541-3321 bei der Polizei zu melden.

Opfer sah sich dazu gedrängt, Aktienfond auflösen

Der Tatverdächtige hatte der Frau zunächst suggeriert, dass ihr Geld in Gefahr sei – weil Kriminelle es stehlen wollten. In der Annahme, ihr Geld würde sicher verwahrt werden, hatte die Sankt Augustinerin den Betrügern dann Mitte Dezember einen fünfstelligen Geldbetrag ausgehändigt.

Doch die Anrufe hörten danach nicht auf. Die Frau wurde laut Polizei weiterhin von „Kommissar Weber“ massiv bedrängt und verängstigt, so dass sie weitere Informationen über ihre Vermögensverhältnisse preisgab und sich Anfang 2019 gezwungen sah, einen Aktienfond aufzulösen. Erst als die Bank Verdacht schöpfte, wurde in Absprache mit der Frau die Polizei eingeschaltet. Zu einer weiteren Geldübergabe sei es dann nicht mehr gekommen.

Es liegen außerdem weitere Telefonaufzeichnungen vor, in denen der falsche Kriminaloberkommissar mit Kontrollanrufen überprüft, ob sich sein Opfer zwischenzeitlich an die Polizei gewandt hat.

So erkennt man Telefonbetrüger

Mehr als 900 Anrufe falscher Polizeibeamter haben die Bonner Ermittler allein in den ersten zehn Wochen dieses Jahres registriert, verstärkt in Meckenheim und Swisttal. Alleine 32 Anrufe von Telefonbetrügern wurden am Dienstag im Bereich Much gemeldet.

Der Trick am Telefon funktioniert durch geschickte Gesprächsführung. Ältere Menschen vertrauen der Polizei und stellen die vermeintlichen Kommissare nicht oder zu spät infrage. Wie so ein Gespräch verläuft, zeigt dieses Protokoll, das die Redaktion auf Basis von Gerichtsverfahren und Opferberichten aus dem Rheinland rekonstruiert hat. Die Polizei rät:

  • Falls Sie in Ihrem Telefondisplay die Rufnummer der Polizei (110) ggf. mit einer Vorwahl sehen sollten, dann handelt es sich nicht um einen Anruf der Polizei. Bei einem Anruf der Polizei erscheint nie die Rufnummer 110 in Ihrem Telefondisplay. Legen Sie sofort auf.
  • Gibt sich der Anrufer als Polizeibeamtin oder Polizeibeamter aus, lassen Sie sich den Namen nennen. Beenden Sie das Gespräch, indem Sie den Hörer auflegen oder auf Ihrem Mobiltelefon die entsprechende Taste drücken. Rufen Sie dann unmittelbar die Polizei unter 110 an und schildern Sie den Sachverhalt.
  • Die Polizei erfragt telefonisch keine Bankdaten wie Kontonummer und Kontostand oder Inhalte von Schließfächern. Geben Sie unbekannten Personen keine Auskünfte über Ihre Vermögensverhältnisse oder andere sensible Daten.
  • Öffnen Sie unbekannten Personen niemals die Tür oder ziehen Sie eine Vertrauensperson hinzu.
  • Übergeben Sie unbekannten Personen niemals Geld oder Wertsachen. Die Polizei wird Sie niemals auffordern, Wertsachen und Geld an einen vermeintlichen Polizisten zu übergeben.
  • Wenn Sie Opfer eines solchen Anrufes geworden sind, wenden Sie sich in jedem Fall an die Polizei und erstatten Sie eine Anzeige.
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