Kommentar zu Bastian Schweinsteiger Einer der ganz Großen

Meinung | Bonn · Bastian Schweinsteiger, Fußball-Weltmeister von 2014, beendet seine Karriere. Unser Autor meint: Mit dem 35-Jährigen geht einer der ganz großen des deutschen Fußballs.

 Bastian Schweinsteiger jubelt mit dem WM-Pokal auf der Fanmeile in Berlin.

Bastian Schweinsteiger jubelt mit dem WM-Pokal auf der Fanmeile in Berlin.

Foto: dpa/Alex Grimm

Ein breiter Cut unter dem rechten Auge, das Gesicht blutverschmiert, Krämpfe in den Beinen - aber niemals aufgeben. Mit einem einzigen Spiel hat sich Bastian Schweinsteiger einst im kollektiven deutschen Fangedächtnis unsterblich gemacht. Seine Leistung im WM-Finale 2014 in Rio gegen Argentinien gehört sicherlich zu den größten, die ein deutscher Nationalspieler je hingelegt hat. Aus Schweini war Herr Schweinsteiger geworden, aus dem "Chefchen", wie ihn der Boulevard zuvor betitelt hatte, der Chef. Und Deutschland war zum vierten Mal Fußball-Weltmeister.

Es war der Höhepunkt einer äußerst ambivalenten Karriere. Riesentalent, schlampiges Genie, humorvolles Schlitzohr, nächtlicher Saunagänger (mit Cousine!), tragische Figur im "Finale dahoam" und Held von Rio - bei Schweinsteiger gab es viele Höhen und so manche Tiefen. Kaum ein deutscher Spieler hat so viele Titel gesammelt: Weltmeister, Champions-League-Sieger, achtmal deutscher Meister, siebenmal DFB-Pokalsieger. Aber auch so manche verloren, wie 2012 im Endspiel der Champions League in München, als Schweinsteiger im Elfmeterschießen den entscheidenden Strafstoß versemmelte. Die psychischen Nachwirkungen dieses Fehlschusses waren noch Wochen später bei der EM 2012 zu spüren, bei der er mehr wie ein Häufchen Elend denn ein großer Kämpfer über den Platz schlich.

Bilder aus der Karriere von Bastian Schweinsteiger
13 Bilder

Bilder aus der Karriere von Bastian Schweinsteiger

13 Bilder

Schweinsteiger hat sich in seinen 17 Jahren als Fußballprofi enorm gewandelt - auf und abseits des Platzes. Aus dem leicht-füßigen Flügelflitzer ist ein Stratege im Mittelfeldzentrum geworden. Aus dem Spaßvogel, der mit Kumpel Lukas Podolski keinen Streich ausließ, ein ruhiger Grandseigneur, besonders seit er mit der einstigen Weltklasse-Ten-nisspielerin Ana Ivanovic leiert ist. Und aus dem heimatverbundenen Jungen von der Alm ein Weltbürger, der in England und Amerika zuhause war.

Nun hat er seine aktive Karriere beendet. Vorbei ist seine Zeit im Fußball aber sicher nicht. Trainer oder Funktionär, beim FC Bayern oder dem DFB - Schweinsteiger wird bestimmt zurückkommen. Und auch in neuer Rolle Eindruck hinterlassen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Das richtige Signal
Kommentar zur Niederlage für NRW-Ministerin Ina Scharrenbach Das richtige Signal
Es kommt auf die Eltern an
Kommentar zum Urteil des Verfassungsgerichts Es kommt auf die Eltern an
Zum Thema
Aus dem Ressort
US-Präsident Trump hatte am 19. Dezember
Rückzug als Dogma
Kommentar zu Donald Trumps Motiven im Syrien-KonfliktRückzug als Dogma
Halbherzig
Kommentar zum Klimaschutzpaket Halbherzig