DEL zum vorzeitigen Saisonabbruch „Wirtschaftlich ist das eine Katastrophe“

Köln · Die zehn für die Playoffs der Deutschen Eishockey Liga (DEL) qualifizierten Vereine drohen nun auf den fehlenden Einnahmen sitzenzubleiben. Doch auch für die Liga selbst ist der vorzeitige Abbruch eine Katastrophe.

 Symbolfoto.

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Foto: Uwe Anspach

Es war eine Szene mit Symbolcharakter. Die Fernsehkameras im Tagungsraum „Berlin B“ des Dorint-Hotels am Deutzer Messegelände waren bereits aufgebaut, als es plötzlich laut krachte. Das dekorativ angebrachte Logo der Deutschen Eishockey Liga (DEL) hatte sich vom Flurmobiliar gelöst und war zu Boden gestürzt. Dort liegt in finanzieller Hinsicht auch die DEL nach dem vorzeitigen Saisonabbruch in Folge der Ausweitung des Coronavirus. „Wirtschaftlich ist das eine Katastrophe“, erklärte Liga-Geschäftsführer Gernot Tripcke (52) auf einer Pressekonferenz am Mittwoch, einen Tag nach der erstmaligen Absage der Playoffs in der 26-jährigen Geschichte der DEL.

Dem Verzicht auf den eigentlichen Saisonhöhepunkt war der Beschluss mehrerer Bundesländer vorausgegangen, Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern bis auf weiteres zu untersagen. Die Ausscheidungsrunde ohne Zuschauer in Form von Geisterspielen auszutragen, wäre laut Tripcke aus finanziellen Gründen nicht möglich gewesen: „Wir leben von den Zuschauereinnahmen, ohne können wir nicht spielen.“ Zumal die Playoff-Zeit die zuschauerträchtigste Phase der gesamten DEL-Saison darstellt. In den vergangenen Jahren hatte die K.o.-Runde stets rund 300.000 Besucher angezogen.

Die zehn für die Playoffs qualifizierten Vereine drohen nun auf den fehlenden Einnahmen sitzenzubleiben. „Ich befürchte, die wenigsten Clubs haben eine Betriebsausfallversicherung für Epidemien“, sagte Gernot Tripcke. Glück im Unglück für die Kölner Haie: Der KEC hatte zum überhaupt erst dritten Mal während seiner DEL-Zugehörigkeit die Playoffs verpasst und muss sich bei der Aufarbeitung seiner miserablen Saison zumindest mit diesem Problem nicht befassen.

Das Wegfallen der Playoffs trifft neben der Liga und den sportlich qualifizierten Vereinen derweil auch deren Partner wie Caterer und Fanartikel-Hersteller empfindlich. Auch auf den TV-Vertrag mit der Telekom habe der Saisonabbruch „auf jeden Fall“ Auswirkungen. Zudem dürfte die derzeit laufende Suche nach einem neuen Ligasponsor erschwert werden. „Es entsteht ein wirtschaftlicher Kollateralschaden“, stellte Tripcke besorgt fest. Beziffern konnte er die finanziellen Folgen jedoch nicht.

Um den Schaden aufzufangen, sieht sich die Deutsche Eishockey Liga auf Hilfe anderer angewiesen. „Wir befinden uns in wirtschaftlicher Quarantäne“, beschrieb Tripcke die entstandene Notlage. „Unbürokratische Unterstützung“ erhofft sich das deutsche Eishockey unter anderem von der Politik. Die DEL will die Bundesregierung deshalb um Ausgleichszahlungen bitten. „Sobald sie da sind, werden wir das tun. Wir hoffen, dass eins der Pakete auch uns hilft“, sagte Tripcke, der die Politik unter Zugzwang sieht: „Wir haben unseren Teil dazu beigetragen, indem wir unsere Veranstaltungen wie gewünscht abgesagt haben. Da ist sicherlich nun der Staat in irgendeiner Weise gefragt.“

Die Abstimmung der DEL-Clubs, als erste deutsche Profiliga die Saison vorzeitig zu beenden, war unterdessen „fast“ einstimmig ausgefallen. „Heute wäre sie einstimmig“, sagte Tripcke. Dass der EHC Red Bull München als Gewinner der Hauptrunde am Grünen Tisch zum Deutschen Meister erklärt werde, sei kein Thema, zumal rechtlich auch gar nicht möglich gewesen. „Deutscher Meister ist der Sieger der Playoffs. Wenn es keine Playoffs gibt, gibt es keinen Deutschen Meister“, stellte Tripcke klar. Der Serienmeister der Jahre 2016 bis 2018 hätte es aber auch nicht gewollt, den Titel zugesprochen zu bekommen: „München hat sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt“, berichtete Tripcke. Für den DEL-Chef starten nun die „wirtschaftlichen Aufräumarbeiten“. Das auf den Hotelboden gestürzte Liga-Logo stellte dabei nur das geringste Übel dar.

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