Interview mit Wolfgang Wiedlich Baskets-Präsident spricht über Niederlage gegen Hamburg

Bonn · Einen Tag nach der Niederlage der Telekom Baskets Bonn gegen den Aufsteiger Hamburg Towers spricht Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich über die derzeitige Situation.

 Präsident der Telekom Baskets: Wolfgang Wiedlich.

Präsident der Telekom Baskets: Wolfgang Wiedlich.

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Nach dem 90:102 gegen Hamburg war Wolfgang Wiedlich deutlich anzusehen, wie schwer ihn die neuerliche Niederlage seines Clubs getroffen hatte. Mit dem Baskets-Präsidenten sprach am Tag nach dem Spiel gegen den Aufsteiger Tanja Schneider.

Herr Wiedlich, haben Sie vor Begehen des neuen Wegs auch das Szenario Abstiegskampf durchgespielt oder lag das außerhalb der Vorstellungen?

Wolfgang Wiedlich: Ich denke, wenn man sich in 23 Jahren 20 Mal für die Playoffs qualifiziert, ist das Abstiegskampf-Szenario nicht gerade ein naheliegender Gedanke.

War das Risiko, das Sie da eingegangen sind, nicht zu hoch?

Wiedlich: Das sind so die Fragen aus der „Hinterher-ist-man-immer-klüger“-Kategorie. Ich kann mich sehr genau an den Sommer erinnern: Alle jubelten über die Neuausrichtung: Fans, Sponsoren, Medien. Mehr möchte ich dazu eigentlich nicht anmerken, außer dass der Begriff Restrisiko für uns nun eine konkrete Bedeutung bekommen hat.

Sie haben heute mit der Verpflichtung von Alec Brown reagiert. Gibt es weitere Neuzugänge?

Wiedlich: Ja, es soll auch noch ein zweiter kommen, so ist es jedenfalls geplant. Wir brauchen mehr Struktur und Leadership im Team. Vor allem fehlt es an mancher Stelle an Erfahrung.

Warum haben Sie nicht früher reagiert? Gerade die verlorenen Kellerduelle in Göttingen und gegen Hamburg wären mit Verstärkung vielleicht anders ausgegangen…

Wiedlich: Vielleicht. Der Spielermarkt ist kein rund um die Uhr geöffneter Supermarkt, wo man Wunschpreis, -position und -leistung eingibt. Da herrschen offenbar falsche Vorstellungen. Es handelt sich eher um einen Markt der Gelegenheiten, der zeitlich stark variiert. Unsinnig Geld ausgeben will keiner von uns.

Steht, nachdem die Krise doch existenzielle Ausmaße angenommen hat, trotz aller Aufrufe zur Geduld auch Trainer Thomas Päch in Frage?

Wiedlich: Von „existenziell“ würde ich sprechen, wenn wir nur noch fünf Spieltage vor uns hätten, es sind aber noch 21. Das größte Rätsel ist ja, warum unser Team gegen spanische und italienische Spitzenteams in der Champions League gewinnt, aber in der heimischen „Brot-und-Butter“-Liga oft in den letzten Minuten mental versagt. Wir haben darauf keine schlüssige Antwort, weshalb wir mit zwei Neuverpflichtungen unter dem alten Trainer erst einmal weitermachen, in der Hoffnung, dass es uns so gelingt, unsere Champions-League-Stärken bald auch auf die Bundesliga zu übertragen.

Haben Sie Verständnis für die Reaktionen der Zuschauer?

Wiedlich: Natürlich. Ich kann Ihnen versichern, dass die aktuelle sportliche Situation niemanden in den vielen Bereichen der Baskets-Welt kalt lässt und uns allen den Jahreswechsel vermiest.

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